Der deutsche Fußball bleibt Risikokapital!
Die Rückrunde der Saison 23/24 läuft an, kommendes Wochenende steigen auch zweite und dritte Liga wieder ein. Unmissverständlich haben wir über die letzten Wochen und Monate hinweg unsere Haltung zum DFL-Investoreneinstieg zum Ausdruck gebracht. Was wir bereits in der Hinrunde deutlich gemacht haben, gilt weiterhin: Wir haben euch im Blick!
Daher werden wir auch den kommenden Spieltag nutzen, um zu protestieren.
Erneut wird es die ersten zwölf Minuten keinen organisierten Support von den Kurven geben.
Zur inhaltlichen Ablehnung des Deals wurde bereits alles gesagt. Doch die aktuelle Situation im deutschen Fußball geht weit über die konkreten Inhalte des Deals hinaus.
In nur wenigen Vereinen wurden die Interessen von Fans- und Mitgliedern bei der Entscheidungsfindung berücksichtigt – oftmals nur, weil sie sich auf einer zufällig anstehenden Mitgliederversammlung Gehör verschaffen, beziehungsweise bindende Beschlüsse herbeiführen konnten.
Doch in den meisten Fällen wurden Fan- und Mitgliederinteressen überhaupt nicht berücksichtigt, gewählte Gremien bewusst übergangen und Interessenskonflikte ignoriert. Zur Krönung des Ganzen deutet alles darauf hin, dass die entscheidende Stimme nur durch einen Bruch der 50+1-Regel zustande kam. Kein Verein, kein DFL-Geschäftsführer und insbesondere kein Investor soll das Gefühl bekommen, dieses Problem aussitzen zu können. Ihr täuscht euch, wenn ihr der Überzeugung seid, euren Deal allen Widerständen zum Trotz durchboxen zu können. Die DFL schreibt selbst in ihren Infos zum Investorendeal, dass der deutsche Fußball seine wesentlichen Kennzeichen, wie die 50+1-Regel, die als globales Alleinstellungsmerkmal ein hohes Maß an Mitgliederpartizipation garantiert, bewahren muss. Doch wer seinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht wird und bei Regelbrüchen wegschaut, verliert jede Glaubwürdigkeit. Wir erwarten von der DFL und damit von unseren Vereinen, dass die Abstimmung unter völliger Transparenz und Einhaltung der 50+1-Regel wiederholt wird. Weiterhin fordern wir ein Mitspracherecht für potenzielle Aufsteiger aus der dritten Liga, worüber bislang noch überhaupt nicht gesprochen wurde.
Ungelöst bleiben zudem die eigentlichen Probleme des deutschen Fußballs:
Ein externer Private Equity Investor wird als vermeintlich einzige Lösung angepriesen, weil trotz großspuriger Ankündigungen während der Corona-Krise immer noch miserabel gewirtschaftet wird. An verbindlichen Regeln, die nachhaltiges Wirtschaften in den Vereinen durchsetzen, fehlt es weiterhin.
Auch Ziele und Inhalte, abgesehen von der Maximierung der Erlöse, sucht man bei der DFL vergebens. An dringend benötigte Maßnahmen, den Wettbewerb fairer zu gestalten, traut man sich nicht ran.
Die Entscheidung, mit einem Investor die Kommerzialisierungsspirale weiterzudrehen, ist die Spitze dieses Eisberges. Doch so lange Faninteressen übergangen werden, können wir euch nur eines garantieren:
Der deutsche Fußball bleibt Risikokapital!
Hintergrundinformationen über den gesamten Themenkomplex, potenzielle Investoren sowie damit einhergehende Problematiken für den Deutschen Fußball werden fortan unter folgender Homepage zusammengetragen:
–> https://nein-zu-investoren-in-der-dfl.de/
Die Fanszenen Deutschlands im Januar 2024!
Es ist noch nicht zu Ende – Nein zu Investoren in der DFL!
Am 11.12.2023 gab die DFL-Mitgliederversammlung mit einer haargenauen 2/3-Mehrheit den DFL-Geschäftsführern einen Freifahrtschein zur Verhandlung mit potenziellen Liga-Investoren an die Hand. Diese Abstimmung erzeugte medial Aufmerksamkeit und wurde von den Fanszenen kritisch begleitet. Nachdem bereits im Mai 2023 eine Zustimmung scheiterte, wurden alle Hebel in Bewegung gesetzt und im Dezember erneut über einen Investoreneinstieg abgestimmt. Völlig unverständlicherweise wurde nun gänzlich intransparent und anonym abgestimmt und so können Fans vieler Vereine lediglich mutmaßen, wie ihr Verein votiert hat. In einigen Fällen gab es klare Mitgliederentscheide und Weisungen, an die sich die Entscheidungsträger im Sinne der 50+1-Regel bei ihrer Stimmabgabe zu halten hatten. Durch das intransparente Verfahren ist eine Kontrolle dieser ausgeschlossen. Unsere Kernforderung bleibt bestehen, dennoch fordern wir mindestens eine erneute Abstimmung unter völliger Transparenz und Einhaltung der 50+1-Regel!
Wir werden nicht lockerlassen und sind bereit, gegen den weiteren Ausverkauf und negativen Einfluss von außen auf unseren Fußball zu kämpfen. Es ist noch nicht zu Ende…
Die Fanszenen Deutschlands im Januar 2024
Nicht nur auf dem Papier: Der e.V. ist größer als Investoren!
Das Jahr 2023 neigt sich dem Ende entgegen. Die vergangenen Monate in der bisherigen Spielzeit haben jedem VfB-Fan lange nicht da gewesene Freude bereitet. Nach all den sportlich ernüchternden und frustrierenden Jahren dürfen wir endlich mal wieder voller Stolz und Spaß auf das Gezeigte auf dem Rasen blicken. Ein großer Dank an Mannschaft, Trainerteam und all die sportlich Verantwortlichen für den attraktiven und erfolgreichen Fußball in den letzten Wochen und Monaten!
Deutlich gemischter fällt das Fazit beim Blick auf verschiedene Vorgänge abseits des Spielfelds aus.
Vergangene Woche, am Montag, 11. Dezember, stimmte die Mitgliederversammlung der DFL für einen Investoreneinstieg in der Bundesliga. Die benötigte Zwei-Drittel-Mehrheit kam mit den exakt dafür benötigten 24 „Ja“-Stimmen zustande. Es ist für uns enttäuschend, dass auch der VfB – anders als noch bei der letzten Abstimmung im Mai – dieses Mal mit „Ja“ stimmte und als einer der Wechselwähler somit maßgeblich zum kommenden Einstieg eines Investors in die DFL beitrug. Unsere Haltung zu diesem Thema haben wir bereits deutlich artikuliert:
Es bleibt dabei: Nein zu Investoren in der DFL!
Wir werden kein Teil eures Deals sein!
Der VfB kommunizierte zwar seine Entscheidung im Gegensatz zu manch anderem Wettbewerber transparent, dies wischt jedoch die Sorgenfalten mit Blick auf die Zukunft nicht beiseite. Im Gegenteil: Der VfB spricht offensiv davon, dass man die Haltung der aktiven Fanszene und vieler Fanclubs gegen den Prozess respektiert, jedoch aus unternehmerischen Gründen anders entschied. Dies ist auf den ersten Blick aus Sicht des Vorstands möglicherweise ein gangbarer Weg und auch eine saubere Kommunikation, sollte jedoch die Alarmglocken läuten lassen. Eigentlich sollte solch eine weitreichende Entscheidung erst durch ein klares Votum auf der Mitgliederversammlung des e.V., des größten Anteilseigners der AG, legitimiert werden. So sehr wir uns ein klares „Nein“ auch von unserem Verein gewünscht hätten, wäre unter den Umständen eine Enthaltung das Mindeste gewesen.
Wir als Mitglieder des VfB e.V. müssen aufpassen, dass sich die Linien nicht immer weiter und jedes Mal noch ein kleines Stück verschieben. Das Abstimmungsverhalten zum Investoreneinstieg passt in einige Vorgänge der letzten Monate. Exemplarisch sei hier der Hauptsponsor oder die neulich erschienenen, maßlos überteuerten „Kunstobjekte“, die nichts mehr mit einem VfB Trikot gemein hatten zu nennen. Was wird der nächste Schritt sein? Geht es bis hin zu einem Antrag auf der Mitgliederversammlung, doch noch mehr als die bisher genehmigten 24,9% der Anteile an der VfB AG veräußern zu dürfen? Oder wo verläuft die Grenze?
Wir alle werden in naher Zukunft einen wachsamen Blick auf unseren VfB haben müssen, wenn wir die Interessen der Mitglieder und des e.V. als größtem Anteilseigner an der AG wahren möchten. Wir werden die vermutlich durch das angekündigte „Weltmarkenbündnis“ anstehenden strukturellen Veränderungen, vor allem in Bereichen wie dem Aufsichtsrat der AG, genau im Auge behalten. So ist zum Beispiel die Tatsache, dass der Präsident des e.V. den Posten als Vorsitzender des Aufsichtsrates übernimmt, seit jeher ein zentrales Versprechen zur Wahrung der Mitgliederrechte im Rahmen der Ausgliederung und es wird sich zeigen, ob die Thematik auf Dauer mehr als nur ein Lippenbekenntnis ist. Werden hier schon in naher Zukunft erneut Linien verschoben?
Nach wie vor sehen wir, wie bereits in unserem Redebeitrag auf der Mitgliederversammlung benannt, sowohl auf personeller, als auch auf struktureller Ebene zahlreiche und massive Probleme in allen Gremien des e.V. Die Entscheidungshoheit über diesen Bereich des VfB liegt jedoch eindeutig in der Hand der Mitglieder und nicht in der Hand von Anteilseignern der AG oder anderen Interessensgruppen.
Große Entscheidungen, zum Beispiel zur personellen Besetzung des Aufsichtsrats der VfB AG, trifft die Hauptversammlung der AG, in welcher die Stimme des VfB e.V. als größtem Anteilseigner, vertreten durch sein Präsidium, am meisten Gewicht hat. Es wäre nur schwer zu verstehen, wenn ausgerechnet jetzt der Einfluss des e.V. in die AG weiter schwindet. Unter dem Präsidenten und Aufsichtsratsvorsitzenden, dessen Kandidatur & Amt sich stark auf seine auch gerne selbst inszenierte Rolle als Präsident, der die Werte eines bodenständigen und nachhaltigen Fußballs unter starker Berücksichtigung von Faninteressen teilt, stützt. Es reicht, dass in die Amtszeit die oben angeführten Verfehlungen fallen. Mit dem „Ja“ zum DFL-Investor hat Claus Vogt erneut zumindest nicht verhindert, dass auch die Werte des einst von ihm mitgegründeten FC PlayFair! mit Füßen getreten werden. Mit dem „Ja“ zum Investor in der DFL vonseiten des VfB wurde erneut eine weitere Linie verschoben. Werte scheinen nur so lange etwas wert zu sein, bis es ums Finanzielle geht. Es bleibt die offene Frage, wie groß der Einfluss der Mitglieder in diesem eigentlich mitgliedergeführten Verein ist. Die anstehenden Veränderungen im Aufsichtsrat werden vielleicht schon ein Fingerzeig sein.
Uns alle eint nach wie vor der in den letzten Jahren viel artikulierte Wunsch nach einem geeinten VfB aus e.V. und AG. Aber jeder Verantwortliche der AG und jedes Gremienmitglied des e.V. kann sich sicher sein: Wir haben euch und euer Handeln genau im Blick!
Wir werden kein Teil eures Deals sein!
Das Ergebnis der DFL-Vollversammlung hinsichtlich des Investoreneinstiegs stellt einen Dammbruch für die Bundesliga dar. Wenig ist von der während der Pandemie beschworenen Demut des Profifußballs geblieben – stattdessen entschieden sich die windigen Vereinsvertreter in einem äußerst intransparenten Prozedere für den Weg des Geldes. Wenig überraschend stehen nun auch besonders zweifelhafte Investoren schon mit einem Fuß in der Tür, wodurch sich die viel zitierte Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Verantwortung endgültig als reine Floskeln entpuppen.
Dass für Entscheidungen dieser Tragweite eine Zustimmung der Mitgliederversammlungen der Vereine zwingend notwendig sein sollte, scheint offenbar nicht mit dem Demokratieverständnis vieler Clubvertreter vereinbar zu sein. Wir als das scheinbare Fußvolk sollen durch die herbeigefaselten „roten Linien“, die die Einflussnahme durch die potenziellen Investoren angeblich begrenzen, ruhiggestellt werden.
Doch was eine realistisch bevorstehende Zerstückelung der Spieltage oder gar die Austragung von Topspielen im Ausland angeht, sollten wir Stadiongänger uns dennoch nicht blenden lassen! Ein Vertrag, der über zwei Jahrzehnte abgeschlossen wird, öffnet auf lange Sicht die Büchse der Pandora, die weitere Investoreneinstiege nicht ausschließt – ganz im Gegenteil. Seid euch sicher, die unbändige Gier nach Profit wird sich mit der Zeit nicht legen und gleichzeitig aber die finanziellen Zwänge in wirtschaftlich schwierigen Zeiten nur noch mehr zunehmen. Die unwirsche Aufforderung an Kritiker, sich der Entscheidung zu unterwerfen und den „Deal“ nicht zu gefährden, zeugt nur von dem fortschreitenden Realitätsverlust in den Gremien der DFL.
Dass wir ein nicht unbedeutender Teil des Produkts Bundesliga sind, das mit all seinen stimmungsvollen und gut gefüllten Stadien glänzt, ist uns durchaus bewusst. Auch wir können uns nicht davon freisprechen, wöchentlich die Fernsehzuschauer mit großen Choreografien und beeindruckenden Gästeauftritten vor die Mattscheibe zu locken. Während der Alltag auf den Rängen in anderen europäischen Topligen oft einem Trauerspiel gleicht, dient die lebendige Fankultur in Deutschland als ein Alleinstellungsmerkmal. Doch gerade deswegen ist unsere Teilhabe an dem Produkt Bundesliga zugleich auch unsere größte Waffe! Wir haben unseren Anteil am Wert des Profifußballs in den eigenen Händen. Nicht nur bei der Abschaffung der Montagsspiele oder der Aussetzung von Kollektivstrafen konnten wir bereits in der Vergangenheit unsere Stärke als Gemeinschaft der Fanszenen unter Beweis stellen. Die Freiheit unserer Kurven und damit auch die der Vereine, denen wir unermüdlich folgen, ist für uns unverhandelbar! Der angebliche Dialog auf Augenhöhe mit der Basis war schon lange eine leere Worthülse – nun müssen wir uns anderweitig Gehör verschaffen! Und um gehört zu werden, wird man von uns nichts hören. Zumindest die ersten zwölf Minuten der Spiele am kommenden Wochenende nicht. Wir sind nicht bereit, dem Ausverkauf des Deutschen Fußballs tatenlos zuzusehen. Um zu verdeutlichen, dass der vielbeschworene 12. Mann bundesweit nicht bereit ist, als Teil der Verhandlungsmasse des DFL-Deals mit dubiosen Investoren herzuhalten, werden wir zwölf Minuten schweigen.
Den Investoreneinstieg sehen wir als einen elementaren Angriff auf den basisorientierten Volkssport Fußball hierzulande. Die Funktionäre mögen Medienrechte verscherbeln können, doch gleichwohl können wir unsere eingebrachten Anteile am Produkt Bundesliga selbst beeinflussen. Unsere Ressourcen im Kampf gegen die Profitgier und Willkür der DFL werden wir kollektiv bündeln. Noch könnten die Geschäftsführer der Liga das verhängnisvolle Investmentprojekt stoppen. Wir werden diesen Weg genauestens im Visier behalten!
Die Fanszenen Deutschlands im Dezember 2023
Fankalender 2024 ausverkauft
Erfreulicherweise ist das Interesse am diesjährigen Fankalender außergewöhnlich hoch, die Bestände für den Verkauf am Stadion sind bereits jetzt restlos ausverkauft.
Es bleibt dabei: Nein zu Investoren in der DFL!
Der erste Anlauf einen Investor für die DFL zu gewinnen, ist im Frühjahr dieses Jahres auf der Mitgliederversammlung der DFL krachend gescheitert. Nun unternimmt die DFL einen weiteren Anlauf und möchte am 11.12. eine Entscheidung darüber fällen, die Geschäftsführung erneut in Verhandlungen mit potenziellen Investoren zu schicken und diesen gleichzeitig die Vollmacht zur Unterzeichnung zu erteilen.
Beim ersten Blick auf das neue Vorhaben bemerkt man, dass einige Kritikpunkte von uns Fans bei der DFL angekommen sind, wichtige Kritikpunkte aber unbeachtet geblieben sind. Es ist beispielsweise keine Rede mehr von einem Auszahlungstopf, aus dem u.a. 300 Millionen Euro zur freien Verfügung an die Vereine gegangen wären, welche in erster Linie der „Flutung des Marktes mit Geld“ gedient hätten. Die größten Sorgen von uns Fans wurden zwar augenscheinlich von der DFL erkannt, können uns jedoch auch durch den zweiten Vorschlag für einen Investoreneinstieg nicht glaubwürdig genommen werden. Die DFL mag betonen, dass die „Hoheit über Spielplanung und Anstoßzeiten“ auch in Zukunft bei der DFL liegen wird. Eine Ausgleichszahlung an die Vereine für die Mindereinnahmen durch die Beteiligung des Investors an den zukünftigen Medienerlösen ist jedoch nur für die nächsten fünf Jahre einkalkuliert. Vereine und Investor werden also gleichermaßen darauf angewiesen sein, die Medienerlöse schon in den kommenden fünf Jahren um mindestens neun Prozent zu steigern, nur um den Status Quo zu erhalten. Eine Erklärung dafür, wie man die Medienerlöse kurzfristig signifikant steigern will, auch ohne zusätzliche Anstoßzeiten zu schaffen, liefert die DFL nicht. Die Mechanismen eines Investoreneinstiegs werden vermeintliche „rote Linien“ schon bald verschieben, ohne dass es dafür Stimmrechtsmehrheiten des Investors bedarf.
Auch der zweite Vorschlag für einen Investoreneinstieg in der DFL wird von den Fanszenen Deutschlands trotz der leichten Anpassungen abgelehnt!
Seit Jahrzehnten kritisieren die Fans in Deutschland die zügellosen Ausmaße der Kommerzialisierung. Spieler-, Berater- und Funktionärsgehälter haben mittlerweile völlig ungerechtfertigte Sphären erreicht und sind nicht solide gegenfinanziert. Anders kann nicht erklärt werden, dass die Pläne des Milliarden-Unternehmens Profifußballs nicht aus dem laufenden Betrieb finanziert werden können.
Selbst wenn man die Einschätzung teilt, dass die mediale Aufbereitung nicht gut ist, so bleibt doch die Frage, ob man es sich hier nicht wieder zu einfach macht. Alle anderen Probleme werden totgeschwiegen und die Lösung ist ein Investor? Hier wird eine Kernproblematik der ganzen Branche gespiegelt. Seit Jahren ist die Antwort auf jedes Problem in der Bundesliga das „Hinzuziehen von Partnern“ aka Investoren. Anstatt das eigene Handeln zu hinterfragen, ist man im Kreislauf seines unsoliden und nicht nachhaltigen Wirtschaftens, welches einem erst neulich während der Corona-Pandemie massiv auf die Füße fiel, immer auf der Suche nach dem nächsten Geldhahn. Hat man wirklich nur diese eine Schablone, um Probleme zu „lösen“ und sein Unternehmen zu führen? Ist der Blick zu verengt auf die mediale Aufbereitung eines mäßig spannenden Wettbewerbs? Die Bundesliga hat zahlreiche andere Probleme. Anstatt der um Meilen entfernten Premier League hinterher zu hecheln und erneut auf eine schnelle, externe Finanzspritze zu setzen, sollte der Deutsche Fußball dringend eine eigene solide, nachhaltige Vision mit der Besinnung auf die eigenen Stärken entwickeln.
Auch im neuen Anlauf ist das Ziel klar: Das Rad der Kommerzialisierung soll weitergedreht werden. Doch ist dies nicht eine klare Zockerei? Alle Gedanken um einen neuen Investor basieren auf der Grundannahme, dass die Bundesliga weiterhin ein attraktives Produkt darstellt sowie weiteres Wachstum möglich ist. Woher nimmt man bei der DFL diese Gewissheit? Sorgte in den letzten Jahren nicht gerade die Überkommerzialisierung des Fußballs für eine fortschreitende Entfremdung der Basis vom einstigen „Volkssport Fußball“? Sind die Probleme in anderen Ländern wie Frankreich oder Italien bei der gewünschten Maximierung der Vermarktungserlöse an den handelnden Personen vorbei gegangen?
Doch frei von diesen grundsätzlichen Ansichten bleiben noch weitere inhaltliche Fragezeichen.
Braucht die DFL wirklich einen Investor?
Es scheint wie ein schlechter Witz und ist doch nur ein erneuter Beweis dafür, wie miserabel und nicht nachhaltig im deutschen Profifußball gewirtschaftet wird, wenn man für die im Raum stehende Summe wirklich einen Investor benötigen sollte und dieses Investment nicht aus den eigenen Mitteln stemmen kann. Immerhin erwirtschaften allein die achtzehn Erstligisten zusammen einen jährlichen Umsatz von über drei Milliarden Euro.
Wer investiert überhaupt mit welchem Geld?
Es gibt nach wie vor keinerlei Transparenz, wer die potenziellen Investoren aus dem Bereich Private Equity sind. Jenen Private Equity-Investoren geht es prinzipiell nur um Profit um jeden Preis. Die DFL hat zudem überhaupt keinen Plan, oder sogar kein Interesse, wie zentrale Werte sichergestellt werden und die Mittelherkunft geprüft werden soll. Zumindest Teile des großen Gelds könnten aus Menschenrechtsverstößen, Waffenlieferungen oder sonstigen gesellschaftlichen Problemfeldern entstammen.
Zuschuss zu Auslandsreisen?
Auch hier fehlt jegliche Transparenz, auf welcher Basis diese Zuschüsse ausgezahlt werden. Warum ist dies überhaupt die Aufgabe der DFL? Welchen Mehrwert verspricht man sich von einer Auslandsreise eines Clubs, dessen Einzugsgebiet bereits innerhalb Deutschlands die eigene Region kaum übersteigt? Werden ohnehin schon zur Genüge alimentierte Clubs noch weiter unterstützt, wenn sie ihr Trainingslager in Zukunft bei möglichen „Partnerclubs“ in New York oder Brasilien abhalten?
Ungleiche Verteilung der internationalen Vermarktungserlöse!
Allen voran die internationale Vermarktung wird von der DFL als Hebel für Mehreinnahmen in Zukunft gesehen. Eine weitere Verteilung nach dem aktuellen Vergabeschlüssel, bei möglicherweise noch höheren Einnahmen, würde den Status quo mehr als nur zementieren. Die finanzielle Schere innerhalb der Vereine, aber auch zwischen erster und zweiter Bundesliga würde nur noch weiter auseinander gehen.
Die Entscheidung muss bei der Basis liegen!
Unter diesen Voraussetzungen darf es keine positive Abstimmung über eine reine Verhandlungsmasse geben. Es gibt keinen Grund den DFL-Geschäftsführern einen Freifahrtschein zum Vertragsabschluss zu geben. Wenn, dann muss über einen fertigen und unterschriftsreifen Vertragsentwurf mit einem der Öffentlichkeit bekannten Partner abgestimmt werden. Die Bestätigung dessen, sollte final aber nicht nur durch die Vertreter der zum Großteil ausgegliederten Kapitalgesellschaften, sondern durch die Mitgliederversammlungen aller Stammvereine der DFL erfolgen.
Die Fanszenen Deutschlands im Dezember 2023
Interview mit Tomma Hinke vom Spendenempfänger des Fankalenders 2024!
Bei den anstehenden Heimspielen habt ihr nochmals die Möglichkeit, euch den Fankalender 2024 direkt am Stadion zu sichern. Darüber hinaus könnt ihr den Kalender auch bei Osiander bestellen und euch nach Hause liefern lassen. An dieser Stelle wollen wir euch unseren diesjährigen Spendenempfänger mit einem Interview nochmals näher vorstellen.
Commando Cannstatt: Hallo Frau Hinke, Sie sind die Vorstandsreferentin des Fördervereins für krebskranke Kinder Tübingen e.V. Der komplette Erlös des Fankalender 2024 wird demnächst an Ihren Verein gespendet. Um den Käufern des Kalenders den Förderverein ein wenig näherzubringen, würden wir Ihnen gerne ein paar Fragen stellen. Können Sie in ein paar kurzen Worten die Arbeit bzw. die geleistete Unterstützung des Fördervereins erläutern?
Tomma Hinke: Jährlich erkranken in Deutschland etwa 2000 Kinder an Krebs. Damit befinden sich 2000 Familien von heute auf morgen im Ausnahmezustand. Ihnen helfen wir. Schnell und konkret.
Wir vom Förderverein für krebskranke Kinder Tübingen e.V. bieten den Familien ein Zuhause auf Zeit, damit sie nah bei ihrem Kind in der Tübinger Kinderklinik sein können. Zusätzlich finanzieren wir weiterführende psychosoziale Hilfen für alle Beteiligten. Unser Förderverein ist als gemeinnützig und mildtätig anerkannt.
Seit über 35 Jahren ermöglichen wir durch nur durch Spenden vielseitige, unterstützende und begleitende Projekte und Angebote für krebskranke Kinder und ihre Angehörigen im kinderonkologischen Zentrum am Universitätsklinikum Tübingen und darüber hinaus. Wir konzentrieren uns auf Maßnahmen und Angebote, die weder von Krankenkassen noch von staatlicher Seite finanziert werden. Als gemeinnützig anerkannter Verein, dessen Mildtätigkeit durch das Finanzamt Tübingen anerkannt ist, unterstützen wir Familien, deren Kind an Krebs erkrankt ist, ganz konkret mit diesen Maßnahmen:
• Das Elternhaus und das Familienhaus, in dem Eltern und Geschwisterkinder während der klinischen Therapie einen geschützten Ort und Ansprache finden.
• Psychosoziale Begleitungen von Familien während der Therapie und in der Nachtherapiezeit sowie in Palliativsituationen.
• Freizeitangebote, wie Ausflüge und Spiele für die kleinen Patienten und ihre Familien und auch für verwaiste Eltern.
• Personalstellen, für die Betreuung der krebskranken Kinder und ihrer Eltern auf den Stationen und für die Erforschung neuer Therapien.
Commando Cannstatt: Gibt es besondere Momente, die Ihnen bei Ihrer Arbeit für den Förderverein in Erinnerung geblieben sind?
Tomma Hinke: Es gab bereits sehr viele berührende Situationen während meiner Tätigkeit für den Förderverein. Sei es ein langes Gespräch mit einer Familie, die vor ein paar Jahren ihr Kind an Krebs verlor und unser Elternhaus und die darin gefundene Menschlichkeit so wertschätzt, dass sie immer wieder zu Besuch kommen.
Sei es besondere Events wie z.B. die diesjährige Regenbogenfahrt, bei der ehemals an Krebs erkrankte Kinder, die jetzt junge Erwachsene sind, durch Deutschland fahren, um akut betroffenen Kindern Mut und Hoffnung zuzusprechen.
Eine Krebserkrankung bei einem Kind bringt so viel Leid, es zeigen sich aber immer wieder warme Momente, Menschlichkeit und pure Liebe: In unserem großen Netzwerk aus treuen Spenderinnen und Spendern, in Menschen, die Events für uns auf die Beine Stellen und Spenden sammeln, in Menschen die für uns Sport machen… oder eben auch in Ihrer Aktion. Es zeigt sich darin Engagement, Solidarität, Kreativität, Ausdauer und ganz viel Liebe für andere Menschen. Das ist besonders an meiner Arbeit.
Commando Cannstatt: Worin unterscheidet sich der Förderverein für krebskranke Kinder Tübingen e.V. von der Stiftung des Fördervereins für krebskranke Kinder Tübingen?
Tomma Hinke: Die Stiftung arbeitet sehr eng mit dem Förderverein für krebskranke Kinder Tübingen e. V. zusammen. Die Projekte zur Unterstützung werden intensiv miteinander abgestimmt.
Die Stiftung des Fördervereins für krebskranke Kinder Tübingen wurde gegründet, hauptsächlich um die medizinische Forschung des pädiatrisch-onkologischen Fachbereichs des kinderonkologischen Zentrums am Universitätsklinikum Tübingen zu unterstützen. Forschungen sind immer langwierig und kostenintensiv, deshalb benötigen sie feste finanzielle Zusagen. Unsere Stiftung erwirtschaftet konstante Erträge aus dem Kapitalstock, der uns durch Testamente vermacht wird.
Der Förderverein für krebskranke Kinder Tübingen e. V. kümmert sich vor allem um krebskranke Kinder, deren Eltern, Geschwister und Großeltern und um die Pflegestation am kinderonkologischen Zentrum am Universitätsklinikum Tübingen. Die Hilfen und Möglichkeiten, die der Förderverein anbietet, sind vielfältig und der jeweiligen Situation angepasst. Hierbei liegen ihm die direkte Unterstützung der Familien, weiterführende psychosoziale Begleitung und das Umsetzen neuer Projekte besonders am Herzen.
Commando Cannstatt: Für was werden die Spendengelder in Ihrem Verein eingesetzt?
Tomma Hinke: Wir arbeiten eng mit dem kinderonkologischen Zentrum am Universitätsklinikum Tübingen zusammen und unterstützen die erkrankten Kinder und ihre Angehörigen direkt auf den Stationen. Unser erklärtes Ziel ist es, eine optimale Betreuung der erkrankten Kinder und Familienangehörigen in der Klinik zu erlangen. Das erreichen wir durch die Förderung einer guten psychosozialen Begleitung und einer bedarfsgerechten Personalbemessung bzw. technisch-diagnostischen Ausstattung.
Die Kinderklinik unterstützen wir mit der Finanzierung von Projektpersonal in den Bereichen:
• Musiktherapie
• Kunsttherapie
• ergänzende Therapien
• sozialpädagogische Angebote
• zusätzliche Arztstellen
• pflege-unterstützendes Personal
• pädagogisches Personal
Außerdem kooperieren wir mit den Clowns im Dienst e.V., die seit vielen Jahren die Kinder auf der onkologischen Station besuchen.
Materiell unterstützen wir die Kinderklinik regelmäßig durch die gezielte Anschaffung von Spielzeug, durch Einrichten von Spielzimmern und Küchen und durch sehr schnelle und unbürokratische Hilfe in allen Bereichen.
Durch unseren Sozialfonds unterstützen wir Familien in finanzieller Not, z. B. indem wir Besuchsfahrten zur Klinik finanzieren oder einen finanziellen Beitrag zum Lebensunterhalt einer Familie während der Dauer der Therapie leisten.
Daneben gibt es zahlreiche Projekte wie die Mutperlen, die Medi-Paten, die Kreativwerkstatt, das Elternkaffee und das Mentorenprogramm, das wir – in Kooperation mit der Kinderklinik Tübingen – umsetzen.
Außerdem fördern wir die Forschung zur Weiterentwicklung der Behandlungstherapien in der pädiatrischen Onkologie, die direkt in der Kinderklinik Tübingen durchgeführt werden.
Commando Cannstatt: Vielen Dank für Ihre Antworten. Wir wünschen Ihrem Verein ein gutes und erfolgreiches restliches Jahr 2023!