Die anhaltenden Proteste der Fanszenen Deutschlands in den Stadien zeigen Wirkung. Diverse Vereine als auch das DFB-Präsidium sowie der Großteil der medialen Berichterstattung haben erkannt, dass der Weg nicht an einer erneuten Abstimmung unter den 36 Mitgliedervereinen der DFL vorbeiführt.
Leider müssen wir feststellen, dass aus Kreisen des DFL-Präsidiums wohl der Plan verfolgt wird, die Neuwahl unter anderen Bedingungen als im Dezember durchführen zu lassen. Anstatt einer 2/3-Mehrheit soll nun eine einfache Mehrheit ausreichen, um den DFL-Geschäftsführern die weiteren Verhandlungen mit CVC zu deren Einstieg in die DFL zu ermöglichen.
In aller Klarheit: Wir fordern eine offene Neuabstimmung mit einer benötigten 2/3-Mehrheit unter Einhaltung der 50+1-Regel! Alles andere ist eine Farce und nichts weiter als eine Zuspitzung dieser handfesten Krise des Deutschen Fußballs!
Vereine, seid euch eurer Verantwortung bewusst und steht für eine offene Neuwahl unter selben Bedingungen wie im Dezember ein!
Vereinsvertreter – Ihr seid in der Pflicht! Investoren in die Schranken weisen – der AR-Vorsitz bleibt beim e.V.!
Neben den bundesweiten Protesten gegen die Investorenthematik in der DFL bleibt auch der Kampf um die Mitgliederrechte vor unserer Haustüre akut. Bereits seit der Ankündigung des „Weltmarkenbündnisses“ schwirren Gerüchte rund um den VfB, dass im Zuge der durch den Porsche-Einstieg notwendigen Veränderungen im Aufsichtsrat auch dessen Vorsitz neu vergeben werden soll. Bereits kurz vor dem Jahreswechsel äußerten wir uns zu dieser Thematik.
Auch nach dem Einstieg von Porsche ist der VfB e.V. der mit Abstand größte Anteilseigner der AG. Um die Interessen der Mitglieder und des e.V. zu wahren, gehört zu unserem Selbstverständnis und ganz frei davon, wie der aktuell ins Amt gewählte Präsident heißt, dass der oberste gewählte Vertreter des e.V. auch den Vorsitz des Aufsichtsrats der AG besetzt. Als im September 2022 der Aufsichtsrat der AG neu zusammengestellt wurde, ließ sich Claus Vogt mit folgenden Worten zitieren: „Wir wollten im neuen Aufsichtsrat einerseits die Kontinuität und eine bestmögliche Vertretung der Mitgliederinteressen wahren, zugleich aber auch neue Impulse und Kompetenzen im Sinne des VfB hinzugewinnen.“ Die Debatte um den Vorsitz des Aufsichtsrats wird zeigen, ob die bestmögliche Vertretung der Mitgliederinteressen gelingt oder ob man sie als gescheitert bezeichnen muss.
Die Vereinsvertreter im Aufsichtsrat, namentlich Präsident Claus Vogt, Vize-Präsident Rainer Adrion, Präsidiumsmitglied Christian Riethmüller, sowie Tanja Gönner, Alexander Kläger und Beate Beck-Deharde sind nun in der Pflicht. Wir werden sehr genau darauf schauen, ob die Interessen der Mitglieder des Hauptanteilseigners e.V. in der AG vertreten werden oder nicht, ob der e.V. nur auf dem Papier die Mehrheit besitzt oder ob der Einfluss des e.V. in die AG weiter minimiert wird. Wir haben euch und euer Handeln im Blick!
Auch beim Heimspiel unseres VfB gegen den FSV Mainz 05 hat uns das leidige Thema des Investoreneinstiegs bei der DFL wieder beschäftigt. Wir fordern die DFL und den VfB als DFL-Mitglied dazu auf, die bundesweiten Proteste endlich ernst zu nehmen und für eine offene und transparente Neuabstimmung unter Einhaltung der 50+1 Regel einzutreten!
Nachdem der VfB Stuttgart in seiner „Erklärung zur DFL-Thematik“ u.a. „seine Sorge über die sich in Teilen vom sachlich-kritischen Diskurs entfernende Debatte in den Medien, in und um die Vereine und in den Fankurven“ geäußert hat, wollen wir euch nachfolgend nochmals einen Text ans Herz legen, welcher sich intensiv und sachlich-kritisch mit den beiden potentiellen Investoren CVC & Blackstone auseinandersetzt.
Investoreneinstieg in der DFL – bedingungslose Finanzspritze oder ein Deal mit dem Teufel?
Seit Monaten hören wir Debatten rund um das Thema des Investoreneinstiegs. Während Verband und Vereine sich von Abstimmung zu Abstimmung hangeln, gehen die Fanszenen Deutschlands auf die Barrikaden und versuchen mit allen Mitteln auf die Gefahren dieses Handelns hinzuweisen. Worum es dabei im Groben geht wurde schon mehrfach durchgekaut. Oberflächlich gesagt, sollen 6-9% der DFL gegen eine Zahlung von 1 Milliarde € an einen Investor abgetreten werden, welcher im Gegenzug 20 Jahre lang an Lizenzerlösen aus dem Verkauf der Medienrechte profitieren soll. Mittlerweile haben sich zwei potenzielle Investoren herauskristallisiert: CVC Capital Partners & Blackstone Group
Ein Blick hinter die Kulissen lohnt sich:
Beide Firmen sind sogenannte Private-Equity Gesellschaften, deren Hauptgeschäft die Beteiligung an Unternehmen darstellt. Schauen wir uns beide Unternehmen im Detail an:
CVC Capital Partners
The Blackstone Group
Firmensitz
Luxemburg
USA
Relevante Beteiligungen
La Liga mit 8,2% Deutsche Telekom (Sponsor FC Bayern) mit 4,5% Ligue 1 mit 13% Tipico (Sponsor DFL & FC Bayern) mit 60%
Allianz (Namensgeber Allianz-Arena) 5,3% David Blitzer (s.u.) ist Investor bei u.a. FC Augsburg, Crystal Palace, Philadelphia 76ers (Basketball), New Jersey Devils (Eishockey) und mehr
Bisher scheint CVC die Nase im Rennen um den Einstieg die Nase vorne zu haben und kann auch Erfahrungen mit Sportinvestments im Fußball (Spanien & Frankreich) sowie im Rugby, Tennis und Volleyball nachweisen. Blackstone ist indirekt in verschiedenen Vereinen präsent. Doch woher beziehen die Unternehmen ihr Geld? Was genau leisten die Unternehmen? Werfen wir einen Blick nach Saudi-Arabien, Spanien und Frankreich:
Saudi Arabien und ihr Investment im Sport
Wer den Begriff Sportswashing kennt weiß, dass dies eine Methodik ist, um von Problemen wie Menschenrechtsverletzungen abzulenken. Ein prägnantes Beispiel ist die umstrittene Fußball-Weltmeisterschaft in Katar, bei der die Arbeitsbedingungen und Menschenrechtsverletzungen international kritisiert wurden. Gleiches ist auch Interesse von Saudi-Arabien, wo man mithilfe von neuen Sportinvestments Dinge wie der höchsten Hinrichtungsrate weltweit (lt. Amnesty International), bis zu 45 Jahren Haftstrafe für Social Media Posts oder Reiseverbote und Sperrung der Konten, nicht vorhandenen Frauenrechten, Ausbeutung von Migranten (Stichwort: Einbehaltung der Pässe & Lohn) oder Stockhiebe, Gefängnis oder Todesstrafe für Homosexualität vertuschen möchte.
Der staatliche „Public Investment Fond“ (PIF) mit einem Gesamtvolumen von 700 Milliarden US Dollar finanziert unter anderem die saudische Liga, wessen Transferausgaben letztes Jahr bei fast 1 Milliarde Dollar lagen, mit verschwindend geringen Einnahmen. Die Spiele werden kaum besucht (Al-Riyad FC im Schnitt 1.400 Zuschauer, bei Al-Wehda FC immerhin 3.000). Zur Außendarstellung müssen daher vereinzelte Top-Spiele herhalten, mit von europäischen Fanszenen kopierten Choreographien. Fußball ist hier kein Volkssport, sondern nur ein weiterer Unterhaltungsfaktor im Wüstenstaat. Was das für die 2034 dort auszutragende WM bedeutet, sah man bereits in Katar. Schlechte Bedingungen für Arbeiter, gekaufte Zuschauer und leere Stadien nach dem Turnier.
Dass Saudisches Geld im europäischen Fußball immer mehr an Bedeutung gewinnt, sieht man in Spanien: Seit 2019 wird die spanische Supercopa de España teilweise in Saudi-Arabien ausgetragen, was dem spanischen Verband bis 2022 120 Millionen Euro gebracht hat, 240 Millionen soll es nun für die Spiele bis 2029 geben. Man stelle sich vor, wir dürften unsere Vereine im DFB-Pokal in Saudi-Arabien zusehen. Zudem darf sich „Visit Saudi“ nun offizieller Reisepartner der La Liga nennen.
Diese Investitionen sind nicht nur finanzieller Natur, sondern auch symbolisch bedeutend. Sie dienen dazu, das internationale Image von Saudi-Arabien aufzubessern. Die saudischen Investoren legen ihren Fokus daher nicht primär auf sportlichen Erfolg, sondern auf Macht und Einfluss. Die Ziele der Öffnung ist für sie klar und offensichtlich: Sie streben Anerkennung auf dem Weltmarkt an, um als wichtiger Handelspartner wahrgenommen zu werden, lukrative Rohstoffdeals abzuschließen und Touristen anzuziehen – nicht zuletzt als neues Mitglied der BRICS. Zudem dienen die Investments auch dazu, das staatliche Projekt Saudi Visions 2030 voranzutreiben, das einen massiven Ausbau der Tourismusbranche vorsieht und bis zum Ende des Jahrzehnts Millionen neue Besucher ins Land locken soll. Diese schleichende Anbiederung geht jedoch ohne eine Liberalisierung des Werte- oder Justizsystems vonstatten. Mit der Vorstellung eines Fußballs, der durch seine Fans getragen wird, in dem jeder einzelne Stadionbesucher gleichwertig erscheint, ist das nicht vereinbar.
Doch was haben wir oder die Investoren damit zu tun?
CVC & Blackstone werden vom saudi-arabischen Staatsfonds PIF mitfinanziert, saudisches Geld fließt also jetzt schon nach Spanien und auch Frankreich:
In der spanischen La Liga stieg CVC im Jahr 2021 für die nächsten 50! Jahre gegen einen Wert von 2,7 Milliarden € und einer Beteiligung i.H.v. 8,2% an den Einnahmen der 1. Und 2. Liga an Fernseh- und Sponsoreneinnahmen ein. Spaniens Fußballverbandschef lässt sich mit den Worten „Dieser Deal ist desaströs, erbärmlich und, wie ich finde, illegal.“ und „Mit einem normalen Kredit kommst du viel besser weg.“, deutlich als Gegner dieses Vertrags einordnen.
Auch zwischen der Liga und den Klubs scheint es zu kriseln. Von den 42 Mitgliedervereinen unterschrieben „nur“ 38 den Vertrag. Die übrigen Vereine sind Zweitligist Ibiza und – jetzt wird’s hart – Real Madrid, FC Barcelona und Athletic Bilbao. Das eingenommene Geld wird in Spanien analog zu der Verteilung der TV-Gelder vorgenommen, wodurch die erfolgreichen Teams wieder mehr profitieren und die Schere immer weiter auseinander geht. Die Großclubs haben durch eigene Deals deutlich höhere Einnahmen und versuchen derzeit gerichtlich gegen den CVC-Deal vorzugehen, da der Investor natürlich durch eine attraktive Liga auch von den genannten Klubs profitiert. Der spanische Verband indes sieht mit dem Vertrag eine Verletzung des spanischen Sportrechts und der Interessen der Amateurvereine, welche hier völlig außen vor sind.
Die französische Ligue 1 stand nach der Coronakrise vor großen finanziellen Herausforderungen und ließ sich in finanzieller Not auf einen Deal mit CVC ein. Die Beteiligung i.H.v. 13% an Einnahmen aus der Vermarktung der Liga wurde mit 1,5 Milliarden € entlohnt. Der Haken? Dieser Deal hat kein festgelegtes Ende! Somit muss die Ligue 1 dauerhaft 13% ihrer o.a. Einnahmen an CVC abgeben.
Dafür ließ sich der LFP-Präsident mit den Worten „Der französische Fußball ist gerettet“ feiern.
Wie auch in Spanien rechnete man in Frankreich mit erhöhten Einnahmen, hier bis zu 1 Milliarde €, allerdings zeigt die aktuelle Ausschreibung der Rechtevergabe bis zur Saison 2028/29, dass dem nicht so ist. Alle buhlen um das selbe Geld der Sender und Streamingdienste, die auch die Rechte an der Championsleague, der neuen Klub-WM und den anderen großen Ligen. Die ernüchternden Angebote liegen weit von der erwarteten Milliarde entfernt, die französische Liga hat sich schlicht und ergreifend verzockt! „Die Klubs haben das Geld von CVC im Voraus ausgegeben“, sagte Bouchet beim Sender RMC und wies auf den dauerhaften Verkauf der Anteile durch die LFP hin: „Jetzt müssen sie ein Leben lang 13 Prozent der Erlöse an CVC zahlen. Ein Leben lang!“ Wenn der LFP keine signifikante Steigerung der Einnahmen ab 2024/25 gelingt, gehen die Klubs zukünftig ggf. mit weniger Geld also zuvor ohne Investor aus.
Auch in Frankreich gehen mittlerweile Fans auf die Barrikaden und protestieren mit Bannern wie z.B.: „LFP: Vergesst eure Strafen für Pyro“, schließlich habe der Klub noch ausreichend „CVC-Guthaben“ beim Verband. Aktuell wird der Einstieg von CVC auf Beschwerde der Antikorruptionsvereinigung durch die Nationale Finanzstaatsanwaltschaft (PNF) untersucht.
Zusätzlich zum Fußball war CVC lange Zeit eine große Nummer in der Formel 1. Hierbei hielt das Unternehmen lange Zeit 100% die Holding der Formel 1 Firmen, verkaufte ihre Anteile aber profitbringend an weitere Investmentgesellschaften. Hier wird wieder deutlich, dass derartige Unternehmen rein an der Gewinnmaximierung interessiert sind und auch ein Weiterverkauf an moralisch noch verwerflichere Investoren möglich ist.
Da CVC also bereits in Spanien und Frankreich investiert ist, wäre es aufgrund von Insiderwissen möglich, etwa bei Geboten für den Erwerb von medienrechten, die Ligen gegeneinander auszuspielen und dadurch höhere Rendite für die Firma zu erzielen.
Wie wir vorhin erfahren haben, bezieht auch die amerikanische Gesellschaft Blackstone Geld aus Saudi-Arabien. Zwar ist Blackstone selbst bisher nicht in Sport investiert, jedoch plant man dort großflächig auf den Zug aufzuspringen, nicht nur im Fußball, sondern vor allem auch im amerikanischen Sport (NBA, MLB & NFL). Doch auch wenn Blackstone selbst noch nicht im Sport investiert ist, findet man entsprechende Bestrebungen in ihren Reihen. David Blitzer, Leiter der Abteilung „Global Tactical Opportunities“ und Teil des Verwaltungsausschusses der Firma besitzt über Tochtergesellschaften Anteile an verschiedenen Fußballvereinen wie z.B. dem FC Augsburg, Crystal Palace FC, ADO Den Haag, Brøndby IF und viele mehr.
Blackstone betreibt ihr Lobbyarbeit bei der DFL mit Herrn Johannes Ruppert. Dieser war bei der DFL bereits enger Vertrauter des ehemaligen Geschäftsführers Christian Seifert, ehe er zu Blackstone wechselte. Beim niederländischen ADO Den Haag, in welchem Herr David Blitzer bekanntermaßen auch investiert ist, sitzt Herr Ruppert im Aufsichtsrat. Ob das ein Zufall ist?
Derweil wird laut Sportschau in Kreisen der DFL erzählt, dass Johannes Ruppert auch im Aufsichtsrat der neu zu gründenden DFL-Tochterfirma sitzen werde, sollte Blackstone den Zuschlag erhalten.
Bei beiden Unternehmen sind Interessenskonflikte zu erwarten, denn laut der Sportschau wird dem zukünftigen Investor wohl ein Vetorecht bei „besonders wichtigen Entscheidungen“ eingeräumt. Zu wessen Gunsten würden sich Investoren jeweils entscheiden?
Abschließend lässt sich sagen, dass ein Einstieg eines Investors in der DFL sehr viele Gefahren mit sich bringt. Der Abschluss eines 20 Jahre langen Vertrags ist ein reines Pokerspiel. Zwar betont die DFL immer wieder, dass eine rote Linie (Übertragung von Spielen im Ausland, Entzerrung der Spieltage) nicht überschritten werde, aber wie valide ist diese Aussage in Anbetracht der Umstände im Ausland?
Wollen wir uns mit Geld aus einem Land finanzieren, dass mit Medienzensur, Frauenunterdrückung und Todesstrafen ganz klar gegen unsere Werte und vor allem der Werte der DFL stößt?
Die Erfahrungen der anderen Ligen zeigen, dass dies ein Spiel mit dem Feuer ist. Lasst uns unseren Fußball im Gegensatz zu den Franzosen wirklich retten, NEIN zum Investoreneinstieg!
Am gestrigen Donnerstag veröffentlichte die deutsche Fußball Liga ein Statement mit dem Titel „Viele Chancen für die Clubs, keine Nachteile für die Fans“. Fangen wir hier zunächst mit dem Positiven an: Offensichtlich zeigen die Proteste Wirkung. Offenbar sah sich die Geschäftsführung genötigt, nach wochenlangem Schweigen dem Protest mit einer Stellungnahme den Wind aus den Segeln zu nehmen. Ordentlich dazu beigetragen haben mit Sicherheit die öffentlichen Forderungen einiger Clubvertreter nach einer weiteren Abstimmung. Die selbstherrliche Stellungnahme der DFL bietet dementsprechend auf unserer Seite mehr Grund zum Kopfschütteln, als dass sie zur Beruhigung beitragen würde. Einige konkrete Aussagen wollen wir im Folgenden aufgreifen, schließlich beweisen diese doch in welcher verkehrten Welt die Treiber hinter dem Deal umhergeistern.
„Mitsprache durch Fans und Mitglieder in den Vereinen gehören wesentlich zum deutschen Fußball“ Immerhin eine überraschend positive Aussage, die das Mitspracherecht der Fans als wichtiges Gut des deutschen Fußballs preist. Überraschend deswegen, da vor allem der Prozess rund um die Abstimmung zum Investoreneinstieg mal wieder gezeigt hat, wie wichtig der DFL die Meinungen der Fans und Mitglieder sind. Fakt ist, dass bei der Entscheidung hinsichtlich des Deals Meinungen der Fans ignoriert und bis zu den massiven Protesten der vergangenen Wochen auch nicht beachtet wurden. Dabei hätte bereits nach den unübersehbaren Einwänden unsererseits im vergangenen Mai klar sein sollen, dass die Anhängerschaften einer Finanzierung durch Private-Equity-Investoren äußerst kritisch gegenüberstehen. Umso bezeichnender, dass die Einladung an Fanorganisationen auch erst Monate nach der illegitimen Abstimmung und den daraus resultierenden massiven Protesten erfolgte. Ein Gespräch auf Augenhöhe, bei dem die Möglichkeit zu Kompromissen besteht, sieht definitiv anders aus.
„Der deutsche Weg: 50+1“ Was zu Beginn nur eine Vermutung darstellte, ist mittlerweile ein offenes Geheimnis. Durch die „Ja“- Stimme von Martin Kind als Vertreter von Hannover 96 wurde klar entgegen der 50+1-Regel gehandelt. Sollte der DFL also, wie in ihrem Statement betont, der vermeintliche „deutsche Weg“ wichtig sein, führt kein Weg an einer transparenten Neuabstimmung vorbei. Die Stimme von Hannover 96 muss hierbei gemäß der Weisung des Muttervereins Hannover 96 e.V. von vornherein als „Nein“ gewertet werden. Leider ist das Bekenntnis zu 50+1 nur noch eine leere Worthülse, ausgehöhlt von Sonderregelungen und dem fehlenden Willen der DFL ihrer Wächterfunktion über die Einhaltung der Vorgaben nachzukommen. Das einzig existente „Horrorszenario“ findet wohl aktuell in der Zentrale der DFL statt: Eine juristische Überprüfung der Legitimation der Abstimmung zum Investoreneinstieg vom 11.12.2023!
„Es gibt keinen Einfluss eines Vermarktungspartners auf den sportlichen Wettbewerb, Anstoßzeiten oder Spielorte“ Immerhin findet sich hier eine inhaltliche Vertiefung der vielzitierten „roten Linien“, die der Öffentlichkeit bisher recht schwammig verkündet wurden. Leider wird ein Teil der Realität bewusst verdreht. „Nachhaltig wirtschaftende Clubs“ sind wohl eher eine Wunschvorstellung – das Drängen einiger auf Investitionen Externer verdeutlicht schon recht eindeutig, in welcher finanziellen Schieflage sich viele der Vereine befinden. Rote Linien zählen erst dann etwas, wenn diese dauerhaft und glaubwürdig umgesetzt werden können. Weder wird einer der nun handelnden Protagonisten den Prozess über die nächsten zwanzig Jahre begleiten, noch wird der mögliche Investor langfristig einer ausbleibenden Profitschöpfung tatenlos zusehen. Immerhin geht es sowohl Blackstone wie auch CVC um reine Gewinnmaximierung, nicht um den Erhalt des basisorientierten Profifußballs in Deutschland. Zum jetzigen Zeitpunkt wird bewusst vermieden über eine mögliche Aufsplittung der Spieltage zu sprechen, doch wird gekonnt außen vorgelassen, dass eine indirekte Einflussnahme zur Erwirtschaftung von beidseitig profitabler Gewinnerwirtschaftung die Vereine auf lange Sicht zu eben genau diesem Handeln zwingen wird. In Vorbereitung auf die Rechtevergabe ab der Saison 2025/2026 wurde nicht umsonst eine Steigerung der fanunfreundlichen Anstoßzeit am Sonntagabend um 19:30 Uhr, unter dem Deckmantel der Ausweitung der internationalen Clubwettbewerbe beschlossen. Ein Blick nach Frankreich sollte reichen, um die Möglichkeiten der indirekten Einflussnahme, übrigens ebenso durch den Investor CVC, zu verdeutlichen – selbst die dortigen Antikorruptionsbehörden ermitteln inzwischen wegen der Modalitäten rund um den Einstieg. Dem schnellen Drang nach mehr Geld folgt oft die Notwendigkeit, mehr Veränderung zu wagen. Diese Veränderungen werden uns Stadiongänger wie so oft am härtesten treffen.
„Die DFL sieht eine falsche Kommerzialisierung“ Was reflektiert und zunächst beschwichtigend klingt, ist nicht mehr als heiße Luft. Während man die Kommerzialisierungsspirale auf dem Rücken der Mitglieder der Vereine nahezu überdreht, wird von einer einheitlichen europäischen Kaderkostenobergrenze geschwafelt. Blanker Hohn, sollte man doch hier zunächst vor der eigenen Haustür kehren. Die Annahme, man könne in den anderen europäischen Topligen das Rad zurückdrehen, ist an Absurdität kaum noch zu überbieten. Wer „auf eine gesunde wirtschaftliche Weiterentwicklung setzt“, sollte zunächst den Wettbewerb in den eigenen Ligen fair gestalten. Dazu finden sich wiederholt keine nachvollziehbaren Ansätze, was im Umkehrschluss erneut die Frage offenlässt, wie relevant die Wünsche der Basis für die DFL und insbesondere deren Präsidium sind.
Die thematisierten Aussagen lassen uns wiederholt mit einem düsteren Gefühl in die Zukunft blicken. Eine ehrliche Aufarbeitung rund um die illegitime Abstimmung im vergangenen Dezember ist wiederholt verpasst worden. Stattdessen wird versucht das Bündnis der deutschen Fanszenen durch die Einladung zur Teilnahme an einer reinen Scheindebatte zum Schweigen zu bringen. Unsere Forderung nach einer transparenten Neuabstimmung ist seit Wochen bekannt, nicht einmal eine Erwähnung war das der PR-Abteilung der DFL wert. Ein klares Zeichen an uns, wenn auch nett formuliert – ein Gesprächsansatz auf Augenhöhe scheint seitens der Verantwortungsträger nicht erwünscht zu sein. Seid euch bewusst: Die deutschen Fanszenen haben einen langen Atem! Eure leeren Worte werden unseren Widerstand gegen euer Vorhaben nicht brechen! Wir sehen uns am Wochenende in den Stadien der Republik!
Beim gestrigen Auswärtsspiel in Freiburg zeigten wir unter anderem das folgende Spruchband: „CVC & Blackstone: An euren Händen klebt Blut!“
CVC und Blackstone sind die finalen potenziellen Investoren, mit denen die DFL aktuell einen Einstieg verhandelt. Neben den weiterhin ungeklärten Ungereimtheiten um die intransparente Abstimmung im Dezember sind die möglichen Investoren CVC und Blackstone mehr als fragwürdig. Unter anderem ist bei beiden Firmen Saudi-Arabien einer der Geldgeber. Im Folgenden wird nochmals intensiv beleuchtet, wem die DFL sich da momentan eigentlich anbiedert:
Möglicher Einstieg von CVC oder Blackstone in die DFL: Werden wir nun auch Teil des Sportswashings eines Wüstenstaats?
Der Begriff „Sportswashing“ hat sich in den letzten Jahren zu einem wichtigen Thema entwickelt. Er beschreibt, wie Staaten oder Unternehmen den Sport nutzen, um von Problemen wie Menschenrechtsverletzungen abzulenken. Ein prägnantes Beispiel ist die umstrittene Fußball-Weltmeisterschaft in Katar, bei der die Arbeitsbedingungen und Menschenrechtsverletzungen international kritisiert wurden. Aktuell bahnt sich auch in Deutschland eine Investition mit dem Hintergrund des Sportswashing an: ein möglicher Einstieg von CVC oder Blackstone in die Deutsche Fußball Liga (DFL).
Doch wer steckt überhaupt hinter diesen Unternehmen?
CVC Capital Partners (CVC) ist ein Finanzunternehmen mit Hauptsitz in Luxemburg. Das Unternehmen gehört zu den zehn größten Private-Equity-Unternehmen weltweit und ist unter anderem an Unternehmen wie Breitling, Tipico, Douglas und vielen weiteren beteiligt. Die Blackstone-Group Inc. ist eine börsennotierte US-amerikanische Investmentgesellschaft mit Hauptsitz in New York City. Die Firma ist einer der weltgrößten Investoren im Bereich Alternative Investments. Woher diese beiden Investmentgruppen ihr Geld haben, ist nicht im Detail nachzuvollziehen. Zu den Finanziers gehören Privatpersonen ebenso wie institutionelle Anleger. Unter anderem gehört bei CVC als auch bei Blackstone der saudi-arabische Staatsfonds PIF zu den Geldquellen.
Dieses pikante Detail lässt in die Strategie und die Hintergründe des Einstiegs in die DFL blicken: der Wüstenstaat versucht auf diese Weise ein positives Bild in der westlichen Welt zu erzeugen. Doch die Liste an zu vertuschenden Zuständen in Saudi Arabien ist lang: So gibt es im Wüstenstaat beispielsweise noch immer Hinrichtungen, etwa für Drogendelikte oder Raubüberfalle. Laut der Menschenrechtsorganisation Amnesty International sind es teils aber noch mildere Vergehen, die in Saudi-Arabien zum Tod führen können. 2022 wurde eine Vielzahl von Leuten hingerichtet aufgrund von „Störung des sozialen Gefüges und des nationalen Zusammenhalts“ und „Teilnahme an und Anstiftung zu Sitzstreiks und Protesten“. Die Hinrichtungsrate zählt zu den höchsten weltweit. Die Menschenrechtsorganisation Reprieve recherchierte für das Jahr 2023 die Zahl von mindestens 172 Menschen, die hingerichtet wurden. Unter der Führung von Kronprinz bin Salman und seinem Vater König Salman ibn Abd al-Aziz hätte es „die sieben blutigsten Jahre in der modernen Geschichte des Königreichs“ gegeben, schrieb Reprieve.
Auch das Justizsystem ist mit dem europäischen System nicht zu vergleichen: Saudischen Staatsangehörigen wurden in der Vergangenheit bereits Haftstrafen von 15 bis zu 45 Jahren auferlegt, wenn sie etwa in den sozialen Medien unliebsam-kritische Äußerungen tätigten. Zu den Freiheitsstrafen kommen Reiseverbote oder auch Sperrung der Konten – ein Maulkorb für alle Kritiker, Aktivisten und friedlichen Verteidiger der Meinungsfreiheit. Schlecht bestellt ist es ebenso um die Migranten des Landes. Da für sie ein anderes Arbeitsrecht gilt, sind sie häufig Opfer von verbalen und tätlichen Angriffen oder müssen damit rechnen, dass ihre Pässe einbehalten werden, ebenso wie ihr Lohn. Frauen sind gesetzlich verpflichtet, ihrem Ehemann zu gehorchen, darüber hinaus benötigen sie die Erlaubnis ihres männlichen Vormundes, um zu heiraten. Homosexuelle werden live im Fernsehen des Terrorismus bezichtigt, weil sie sich schlechter als Tiere verhielten. Nach offizieller Scharia-Regel können bei gleichgeschlechtlicher Liebe auch Stockhiebe, Gefängnis oder auch die Todesstrafe verhängt werden. Die Liste weiterer Benachteiligter im Land könnte noch lange fortgesetzt werden.
Zensur ist in Saudi-Arabien alltäglich, unabhängige Medien sind nicht erlaubt. Repressive Straf-, Anti-Terror- und Internetgesetze ermöglichen lange Haftstrafen, Veröffentlichungs- und Reiseverbote für kritische Journalist*innen. Aller Reformrhetorik zum Trotz wurde seit der Ernennung von Kronprinz Mohammed bin Salman 2017 die Repression noch verstärkt. Viele Medienschaffende sind willkürlich inhaftiert, die meisten werden wohl gefoltert. Die Ermordung des Exil-Journalisten Jamal Khashoggi in der Türkei 2018 hat gezeigt, dass Kritiker selbst im Ausland nicht sicher sind.
Der Einstieg in die DFL – ein weiteres Puzzleteil im großen Ganzen?
Saudi-Arabiens sportliche Ambitionen gehen weit über die bloße „Leidenschaft“ für den Sport hinaus. Die Investitionen im Sportsektor sind vielschichtig und strategisch bedeutsam, um oben genannten Missstände zu überdecken. Die Übernahme von Fußballclubs, das Sponsoring großer Sportveranstaltungen und die Ausrichtung internationaler Wettbewerbe sind Teil eines umfassenden Plans, um das internationale Bild des Landes zu verbessern.
Saudi Arabien hat längst verstanden, welche Rolle gerade der Fußball in der westlichen Welt spielt und ihn auf Grund seiner Strahlkraft zu Teilen der politischen und sozialen Strategien gemacht. Aus diesem Grund wird viel Geld in den Fußball investiert: Der staatliche „Public Investment Fond“ wird auf ein Gesamtvolumen von 700 Milliarden Dollar geschätzt. Mit diesem Geld wird unter anderem die landeseigene Fußball-Liga „Saudi Professional League“ subventioniert. Allein die Transferausgaben lagen dort im vergangenen Jahr bei fast einer Milliarde Dollar – mit verschwindend geringen Einnahmen. Diese Subvention muss passieren, denn die Liga und damit die saudische Begeisterung für den Fußball selbst, steckt noch in den Kinderschuhen. Die Spiele des Erstligisten Al-Riyad FC besuchen im Durschnitt gerade einmal 1.400 Zuschauer. Auch bei Al-Wehda FC sind es nur 3.000 – bei einer Stadionkapazität von 38.000 Zuschauern. Zur Außendarstellung müssen daher vereinzelte Top-Spiele herhalten, mit Choreografien, die von europäischen Fanszenen kopiert werden. Das Vorbild ist der hiesige Kontinent, nur samt angepasstem Publikum, das allein der Außendarstellung dient. Fußball ist hier nicht Volkssport, sondern nur ein weiterer Unterhaltungsfaktor im Wüstenstaat.
Was das für die Fußball-Weltmeisterschaft 2034 bedeuten könnte, die durch Saudi-Arabien ausgerichtet wird, hat man bereits in Katar beobachten können. Ein Ende des sommerlichen Fußball-Feelings an der Glühweinbude statt beim Public Viewing, schlechte Bedingungen für Arbeiter, gekaufte Zuschauer und leere Stadion.
Doch nicht nur im eigenen Land wird viel Geld in den Fußball und dem damit verbundenen Sportswashing investiert. Auch europäische Länder und ihr Fußball sind bereits Ziele der Saudis geworden und tragen nun die Auswirkungen dieser Investments: Der spanische Supercup (Supercopa de España) wird seit 2019 in Saudi-Arabien ausgetragen. Die Einnahmen für den spanischen Verband RFEF sind beträchtlich: 120 Millionen Euro soll der erste Vertrag bis 2022 gebracht haben, 240 Millionen Euro soll es nun für die weiteren Spiele bis 2029 geben. Dazu sind die saudi-arabischen Unternehmen Neom und Red Sea Global Sponsoren des Wettbewerbs. Riyadh Air, eine ab 2025 operierende saudi-arabische Fluggesellschaft mit derzeit null Flugzeugen, ist Trikotsponsor von Atletico Madrid. Die Saudi Investment Bank (SAIB) ist ein Sponsor von Real Madrid und die staatliche Tourismusbehörde Visit Saudi darf sich nun „offizieller Reisepartner“ von La Liga nennen. Außerdem ist CVC mit 2,7 Milliarden Euro bei La Liga eingestiegen. CVC gilt aktuell als favorisierter Kandidat im Einstieg in der DFL. Haben wir also bald eine DFB-Pokal Endrunde im Wüstenstaat? – Wer weiß..
Auch der franözische Fußball blieb nicht verschont und kämpft aktuell mit den Folgen des Deals mit CVC. Das Investment von CVC in die französische Ligue de Football Professionnel (LFP) ist ein Paradebeispiel für die wachsende Kommerzialisierung im Profifußball, die langfristig zu strukturellen Ungleichgewichten und finanziellen Abhängigkeiten führen kann. Während die unmittelbare Finanzspritze von 1,5 Milliarden Euro eine kurzfristige Lösung, für die durch die Pandemie und das Scheitern des Mediapro-Vertrags entstandenen finanziellen Schwierigkeiten darstellte, birgt sie zugleich erhebliche Risiken. Die Vereinbarung, wonach CVC dauerhaft 13% der Erlöse aus der Vermarktung der Liga erhält, legt eine finanzielle Last auf die Klubs, die besonders in Zeiten stagnierender oder rückläufiger Einnahmen drückend werden kann. Die aktuellen Schwierigkeiten bei der Neuvergabe der Medienrechte ab der Saison 2024/25 verdeutlichen, wie prekär diese Abhängigkeit ist. Die LFP steht unter Druck, ihre Einnahmen zu steigern, um sowohl die Bedürfnisse der Klubs als auch die Verpflichtungen gegenüber CVC zu erfüllen. Ein weiterer Kritikpunkt ist die ungleiche Verteilung der von CVC bereitgestellten Mittel, die größere, finanzstärkere Klubs wie PSG begünstigt, während kleinere Klubs und Aufsteiger nur einen Bruchteil erhalten. Diese Praxis verschärft die ohnehin bestehende Kluft zwischen den Top-Klubs und dem Rest der Liga und gefährdet den sportlichen Wettbewerb. Die Kritik von Christophe Bouchet, dem ehemaligen Präsidenten von Olympique Marseille, beleuchtet zudem die langfristigen Auswirkungen des Deals. Die Klubs haben sich dauerhaft an die Zahlung von 13% ihrer Erlöse gebunden, was ihre finanzielle Flexibilität einschränkt und sie in eine Situation bringt, in der sie „ein Leben lang“ zahlen müssen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Investment von CVC zwar eine sofortige finanzielle Erleichterung für die französische LFP gebracht hat, aber gleichzeitig Bedenken hinsichtlich der langfristigen finanziellen Nachhaltigkeit, der Fairness im Wettbewerb und der Autonomie der Klubs aufwirft.
Der Einstieg von CVC in die französische Liga wird aktuell durch die Nationale Finanzstaatsanwaltschaft (PNF) untersucht. Ausgangspunkt ist eine Beschwerde der Antikorruptions-Vereinigung.
Nicht nur europäische Fußballligen sind von großem Interesse geprägt, auch die Topstars aus Europa werden mit schwindelerregenden Summen in den Wüstenstaat gelockt. Hochkarätige Transfers wie Karim Benzema oder Christiano Ronaldo dienen nicht nur der sportlichen Entwicklung in der saudischen Liga, sondern sind ebenso als vielversprechende Botschafter mit Millionenreichweite im Einsatz. Social Media-Bilder etwa mit dem saudischen Prinzen Mohammed Bin Salam scheinen in den knapp 200 Millionen Dollar Jahresgehalt inbegriffen zu sein. Das Netzwerk der Saudi-Influencer funktioniert jedoch nicht nur mit Superstars in der inländischen Liga: Auf der Gehaltsliste stehen auch Spieler, die in ausländischen Ligen kicken wie etwa Lionel Messi, der sich zwar nicht für einen Wechsel in die dortige Liga entschied, in Instagram-Beiträgen aber trotzdem mit „VisitSaudi“ wirbt. Umso reichweitenstärker die Sportler, desto größer ist auch der Imagegewinn des Staates.
Investitionen aus dem staatlichen Investmentfonds fließen nicht nur in den Fußball. Um ein möglichst breites Portfolio aufzubauen, sind auch zahlreiche andere Sportarten im Visier des saudischen Staates. Mit der Liv-Tour wurde sogar eigens eine Golf-Serie ins Leben berufen, die in unmittelbarer Konkurrenz zum amerikanischen Golf-Tour steht und mittlerweile namenhafte Sportler an sich gebunden hat. Topstars sind mittlerweile fester Bestandteil der Liga und erhalten, ähnlich wie im Fußball, Summen von bis zu 200 Millionen Dollar für ihre Teilnahme.
Auch im Kampfsport versucht Saudi-Arabien Fuß zu fassen. Seit einem Jahrzehnt ist auch die Wrestling-Organisation WWE eng mit den Saudis verbandelt. Megaevents und Showkämpfe werden daher ebenso wie die Fußballspiele ins Land geholt wie Fußballspiele. Auch in die amerikanische MMA-Organisation PFL flossen bereits 100 Millionen Dollar an Staatsgeldern. Heute stellt sie bereits ein Drittel der 25 besten Kämpfer.
Fazit:
Diese Investitionen sind nicht nur finanzieller Natur, sondern auch symbolisch bedeutend. Sie dienen dazu, das internationale Image von Saudi-Arabien aufzubessern. Die saudischen Investoren legen ihren Fokus daher nicht primär auf sportlichen Erfolg, sondern auf Macht und Einfluss. Die Ziel der Öffnung ist für sie klar und offensichtlich: Sie wollen Anerkennung auf dem Weltmarkt an, als wichtiger Handelspartner wahrgenommen werden, lukrative Rohstoffdeals abzuschließen und Touristen anzuziehen – nicht zuletzt als neues Mitglied der BRICS. Nicht zuletzt dienen die Investments auch dazu, das staatliche Projekt Saudi Visions 2030 voranzutreiben, das einen massiven Ausbau der Tourismusbranche vorsieht und bis zum Ende des Jahrzehnts Millionen neue Besucher ins Land locken soll. Diese schleichende Anbiederung geht jedoch ohne eine Liberalisierung des Werte- oder Justizsystems vonstatten. Mit der Vorstellung eines Fußballs, der durch seine Fans getragen wird, in dem jeder einzelne Stadionbesucher gleichwertig erscheint, ist das nicht vereinbar.
Erfreulicherweise konnten wir durch den Verkauf des Commando Cannstatt-Fankalenders 2024 erneut eine Rekordspendensumme überreichen. Im Rahmen des vergangenen Heimspiels gegen RB Leipzig konnten wir dem diesjährigen Spendenempfänger, dem Förderverein für krebskranke Kinder Tübingen e.V., einen Scheck in Höhe von 29.000 Euro übergeben. Der Vorsitzende Anton Hofmann und der stellvertretende Vorsitzende Horst Simschek nahmen den Scheck für den Förderverein dankend entgegen und freuten sich ausdrücklich über diese sehr hohe Spendensumme.
An insgesamt vier Heimspieltagen vor dem Jahreswechsel haben wir die mittlerweile 19. Auflage des äußerst beliebten Fankalenders an viele VfB-Fans rund um die Cannstatter Kurve verkauft. Zusätzlich konnten wir den Fankalender in unserem eigenen Webshop und bereits das vierte Mal in Folge über Osiander verkaufen. Auch dieses Jahr möchten wir uns herzlich sowohl für Möglichkeit, die Kalender über Osiander verkaufen zu können als auch für das Engagement des Osiander-Teams bedanken. Ebenso möchten wir uns bei allen VfB-Fans und Käufern des Kalenders recht herzlich bedanken. Insgesamt konnten über all die Jahre bereits mehr als 250.000 Euro an karitative Einrichtungen aus der Region Stuttgart gespendet werden.
Der Förderverein unterstützt seit über 35 Jahren krebskranke Kinder und deren Familien. In der schweren und belastenden Zeit der Behandlung des Kindes sowie in der Zeit nach Abschluss der Behandlung möchte der Förderverein mit unterschiedlichen Maßnahmen den Familien Mut, Hilfe und Hoffnung geben.
Diese Maßnahmen sind unter anderem das Eltern- und Familienhaus, in denen die Eltern während der klinischen Therapie der Kinder wohnen und ein „Zuhause auf Zeit“ finden können sowie die psychosoziale Begleitung der Familien während der Therapie, in Palliativsituationen und in der Nachtherapiezeit. Weitere Unterstützungen sind sowohl organisierte Freizeiten für Patienten, deren Eltern und Geschwister oder für verwaiste Eltern als auch die Finanzierung von Personalstellen, finanzielle Unterstützung der Forschung und vielfältige Betreuungsangebote für Patienten und deren Eltern auf den Stationen. Homepage des Förderverein für krebskranke Kinder Tübingen e. V.: https://www.krebskranke-kinder-tuebingen.de/start.html
An dieser Stelle wollen wir uns nochmals ausdrücklich im Namen des Fördervereins und natürlich auch von unserer Seite bei allen Käufern des Kalenders bedanken: Vielen Dank, dass ihr die Aktion zu so einer Erfolgsgeschichte macht. Auf die erreichte Summe können wir gemeinsam sehr stolz sein! Final noch eine kleine Vorankündigung: Der Fankalender 2025 (20. Auflage) wird eine Sonderedition sein. Lasst euch überraschen!
Die Rückrunde der Saison 23/24 läuft an, kommendes Wochenende steigen auch zweite und dritte Liga wieder ein. Unmissverständlich haben wir über die letzten Wochen und Monate hinweg unsere Haltung zum DFL-Investoreneinstieg zum Ausdruck gebracht. Was wir bereits in der Hinrunde deutlich gemacht haben, gilt weiterhin: Wir haben euch im Blick! Daher werden wir auch den kommenden Spieltag nutzen, um zu protestieren. Erneut wird es die ersten zwölf Minuten keinen organisierten Support von den Kurven geben. Zur inhaltlichen Ablehnung des Deals wurde bereits alles gesagt. Doch die aktuelle Situation im deutschen Fußball geht weit über die konkreten Inhalte des Deals hinaus.
In nur wenigen Vereinen wurden die Interessen von Fans- und Mitgliedern bei der Entscheidungsfindung berücksichtigt – oftmals nur, weil sie sich auf einer zufällig anstehenden Mitgliederversammlung Gehör verschaffen, beziehungsweise bindende Beschlüsse herbeiführen konnten. Doch in den meisten Fällen wurden Fan- und Mitgliederinteressen überhaupt nicht berücksichtigt, gewählte Gremien bewusst übergangen und Interessenskonflikte ignoriert. Zur Krönung des Ganzen deutet alles darauf hin, dass die entscheidende Stimme nur durch einen Bruch der 50+1-Regel zustande kam. Kein Verein, kein DFL-Geschäftsführer und insbesondere kein Investor soll das Gefühl bekommen, dieses Problem aussitzen zu können. Ihr täuscht euch, wenn ihr der Überzeugung seid, euren Deal allen Widerständen zum Trotz durchboxen zu können. Die DFL schreibt selbst in ihren Infos zum Investorendeal, dass der deutsche Fußball seine wesentlichen Kennzeichen, wie die 50+1-Regel, die als globales Alleinstellungsmerkmal ein hohes Maß an Mitgliederpartizipation garantiert, bewahren muss. Doch wer seinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht wird und bei Regelbrüchen wegschaut, verliert jede Glaubwürdigkeit. Wir erwarten von der DFL und damit von unseren Vereinen, dass die Abstimmung unter völliger Transparenz und Einhaltung der 50+1-Regel wiederholt wird. Weiterhin fordern wir ein Mitspracherecht für potenzielle Aufsteiger aus der dritten Liga, worüber bislang noch überhaupt nicht gesprochen wurde.
Ungelöst bleiben zudem die eigentlichen Probleme des deutschen Fußballs: Ein externer Private Equity Investor wird als vermeintlich einzige Lösung angepriesen, weil trotz großspuriger Ankündigungen während der Corona-Krise immer noch miserabel gewirtschaftet wird. An verbindlichen Regeln, die nachhaltiges Wirtschaften in den Vereinen durchsetzen, fehlt es weiterhin. Auch Ziele und Inhalte, abgesehen von der Maximierung der Erlöse, sucht man bei der DFL vergebens. An dringend benötigte Maßnahmen, den Wettbewerb fairer zu gestalten, traut man sich nicht ran. Die Entscheidung, mit einem Investor die Kommerzialisierungsspirale weiterzudrehen, ist die Spitze dieses Eisberges. Doch so lange Faninteressen übergangen werden, können wir euch nur eines garantieren: Der deutsche Fußball bleibt Risikokapital!
Hintergrundinformationen über den gesamten Themenkomplex, potenzielle Investoren sowie damit einhergehende Problematiken für den Deutschen Fußball werden fortan unter folgender Homepage zusammengetragen: –> https://nein-zu-investoren-in-der-dfl.de/
Am 11.12.2023 gab die DFL-Mitgliederversammlung mit einer haargenauen 2/3-Mehrheit den DFL-Geschäftsführern einen Freifahrtschein zur Verhandlung mit potenziellen Liga-Investoren an die Hand. Diese Abstimmung erzeugte medial Aufmerksamkeit und wurde von den Fanszenen kritisch begleitet. Nachdem bereits im Mai 2023 eine Zustimmung scheiterte, wurden alle Hebel in Bewegung gesetzt und im Dezember erneut über einen Investoreneinstieg abgestimmt. Völlig unverständlicherweise wurde nun gänzlich intransparent und anonym abgestimmt und so können Fans vieler Vereine lediglich mutmaßen, wie ihr Verein votiert hat. In einigen Fällen gab es klare Mitgliederentscheide und Weisungen, an die sich die Entscheidungsträger im Sinne der 50+1-Regel bei ihrer Stimmabgabe zu halten hatten. Durch das intransparente Verfahren ist eine Kontrolle dieser ausgeschlossen. Unsere Kernforderung bleibt bestehen, dennoch fordern wir mindestens eine erneute Abstimmung unter völliger Transparenz und Einhaltung der 50+1-Regel!
Wir werden nicht lockerlassen und sind bereit, gegen den weiteren Ausverkauf und negativen Einfluss von außen auf unseren Fußball zu kämpfen. Es ist noch nicht zu Ende…