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Stellungnahme zu den Vorfällen beim Heimspiel gegen Borussia Dortmund

Am vergangenen Wochenende zeigte die Polizei in Deutschland erneut, dass sie ein offensichtliches und ernsthaftes Problem mit Fußballfanszenen hat. Ob es mitunter an der Meldung von vergangener Woche liegt, dass die umstrittene „Datei Gewalttäter Sport“ auf dem niedrigsten Stand seit Jahren ist? Spekulation. Auf Sankt Pauli versuchte sich eine Polizeieinheit am Freitagabend durch den Gästeblock zu knüppeln und deckte diesen großflächig mit Pfefferspray ein, was zahlreiche teils schwer verletzte Fans von Hannover 96 zur Folge hatte. Am Samstagabend gab es massive Übergriffe der Polizei am Einlass zum Gästeblock des Bochumer Ruhrstadions, die ebenfalls eine Vielzahl verletzter Kölner Fans nach sich zogen.

Auch bei unserem Heimspiel gegen Borussia Dortmund legte es die Polizei von Anfang an auf eine Eskalation an. Anders ist, neben einem massiven Bedrohungsszenario durch enorme Polizeipräsenz inklusive Wasserwerfern in ganz Bad Cannstatt, die Platzierung einer Polizeieinheit direkt am Treffpunkt der aktiven Fanszene nicht zu werten. Es ist davon auszugehen, dass dies rein der Provokation der Fanszene diente und keine einsatztaktischen Gründe dahinterstanden, befinden sich doch üblicherweise an dieser Stelle keine Polizeieinheiten. Nach Ankunft der Fans entwickelte sich eine kurze Diskussion, in deren Folge weitere bereits in der Nähe platzierte Polizeieinheiten Teile der Fans einkesselten. Noch während die Maßnahme lief, verbreitete die Polizei, auch um die Deutungshoheit über die Situation zu haben, über den Kurznachrichtendienst X (vormals Twitter), die glatte Lüge, dass die betreffenden Personen einem ausgesprochenen Platzverweis nicht nachkommen wollen würden und nahmen diese daher für mehrere Stunden in Gewahrsam. Aufgrund des dauerhaften Polizeikessels war es den Betroffenen gar nicht möglich, dem Platzverweis nachzukommen.
Dass gegenüber den betroffenen Fans mündlich die Vermutung seitens der Polizei geäußert wurde, sie könnten sich ja ohne eine freiheitsentziehende Maßnahme einfach verkleiden und an den Ort des Geschehens zurückkehren, zeichnet ein weiteres skurriles Bild der Situation und ein abstruses Rechtsverständnis.

Um Aufmerksamkeit auf die skandalösen Vorkommnisse zu lenken, haben wir uns am Samstag spontan dazu entschieden, die ersten fünf Minuten des Spiels zu schweigen. Es war für uns ein schwieriger Spagat, ein notwendiges Zeichen zu setzen und gleichzeitig unserer Verantwortung gegenüber der Kurve und unserem VfB gerecht zu werden. An dieser Stelle nochmals ein Dank an die komplette Kurve für die gezeigte Solidarität!
Offensichtlich fahren in Stuttgart einige Personen, allen voran der Einsatzleiter und stellvertretende Polizeipräsident Carsten Höfler, ihre private Vendetta gegen Fußballfans.
Übrigens derselbe Einsatzleiter, der zuletzt hunderte Fans des 1. FC Köln auf der Anreise nach Stuttgart durchsuchen lassen wollte und dadurch am Stadionbesuch hinderte und zuvor im Windschatten eines anderen hochrangigen und aus Funk und Fernsehen bekannten Polizisten die Karriereleiter nach oben fiel.
Der Standort Stuttgart schien über die Jahre gesehen im Bundesvergleich im Spannungsfeld zwischen Fußballfans und Polizei eher ruhig. Doch der Schein trügt: Vor allem seit Herr Höfler in Stuttgart in Amt und Würden ist, gibt es auch in Stuttgart wiederholt von der Polizei Stuttgart ausgehende Einsätze, die jegliches Maß vermissen lassen und lediglich der Gängelei und Provokation von Fußballfans, ob Heim- oder Gästefans, dienen.

Wir fordern von der Polizei Stuttgart eine sofortige Abrüstung sowie ein selbstkritisches Hinterfragen der eigenen Einsatztaktik. Am Samstag hat einzig und allein die besonnene und deeskalierende Reaktion der Fanszene eine – mutmaßlich gewünschte – Eskalation verhindert. Sollte sich an der Einsatztaktik, vor allem unter Federführung von Herrn Höfler, dem hochrangige Karriereambitionen nachgesagt werden, gegenüber dem augenscheinlich vorherrschenden Feindbild aktiver Fußballfan nichts ändern, ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis diese Einsatztaktik auch in Stuttgart zu ähnlichen Bildern, wie am Freitag im Gästeblock am Millerntor mit zahlreichen, teils schwer verletzten Fußballfans, führen wird. Die alleinige Verantwortung für ein solches Szenario läge bei der Polizei Stuttgart und ihrem persönlichen Feldzug gegen Fußballfans.

Commando Cannstatt 1997
Schwabensturm Stuttgart 2002
Schwaben Kompanie Stuttgart
Crew 36 Stuttgart
Südbande Stuttgart

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StoCCarda #14 ab sofort erhältlich

Es könnte wohl kaum einen besseren Zeitpunkt geben: Cannstatt reitet auf der Euphoriewelle und wir veröffentlichen nach zwei Jahren die neue Ausgabe des StoCCarda – dem Saisonheft des Commando Cannstatt. Im letzten Sommer konnten wir erneut nur auf eine halbe Saison zurückblicken, weswegen wir euch auch dieses Mal eine Doppelausgabe anbieten dürfen. Frei nach dem Motto: mehr Inhalt bei gleicher Qualität!

Wir blicken sowohl auf die hoffentlich letzte Corona-Saison 2021/2022 als auch auf die erste endlich wieder vollständige Saison 2022/2023 zurück. Das bedeutet in diesem Fall die Rekordanzahl von 358 Seiten und damit einen echten Wälzer. Den inhaltlichen Schwerpunkt bilden dabei wie immer die Spielberichte der beiden Spielzeiten, die mehr oder weniger erfolgreich auf Platz 15 und 16 abgeschlossen werden konnten. Nichtsdestotrotz lohnt es sich zurückzuschauen auf die Leistungen der Cannstatter Kurve in diesen herausfordernden Zeiten und sich nochmals zu vergewissern, was wir gemeinsam erreicht haben und erreichen können.
Wir freuen uns daher sehr in der bisher umfassendsten Ausgabe des StoCCarda einen Blick auf folgende Inhalte und Rubriken werfen zu können:

  • Kurvenberichte und Fotos der Saison 2021/2022 und 2022/2023
  • Saisonrückblicke der Cannstatter Kurve
  • 25 Jahre Commando Cannstatt
  • Bad Cannstatt
  • Corona
  • Gedanken aus der Gruppe
  • Besuch bei Freunden: Reutlingen, Cesena, Saint-Étienne
  • Als ich das erste Mal in Saint-Étienne war
  • In Erinnerung geblieben: Standorte des Commando Cannstatt im Neckarstadion

Erwerben könnt ihr das StoCCarda ab unserem Heimspiel gegen das Konstrukt eines Softwareunternehmers für 10 € bei unseren zahlreichen fliegenden Verkaufsteams rund um das Neckarstadion sowie selbstverständlich am Fanstand in der Cannstatter Kurve. Sichert euch die 14. Ausgabe des StoCCarda und werft nochmal einen Blick zurück!

19. Fankalender des Commando Cannstatt

Aktualisierter Hinweis vom 27.10.2023
Aufgrund einer verspäteten Anlieferung konnten wir den Fankalender leider nicht wie angekündigt beim letzten Heimspiel
verkaufen. Deshalb startet der Verkauf ab dem morgigen Heimspiel gegen Hoffenheim


Der Verkaufsstart unseres mittlerweile 19. Fankalenders steht an! Ab dem Heimspiel gegen Hoffenheim wird der Kalender wieder erhältlich sein.

Wie gewohnt werden wir an den kommenden fünf Heimspielen den Fankalender am Fanstand sowie über unsere fliegenden Verkaufsteams für 10 Euro anbieten. Zudem ist er in naher Zukunft auch über unseren Onlineshop erhältlich. Zusätzlich gibt es auch dieses Jahr wieder die Möglichkeit, über den Onlineshop von Osiander/Thalia zu bestellen oder ihn in den Osiander/Thalia Buchhandlungen vor Ort zu erwerben.
Der diesjährige Spendenempfänger ist der Förderverein für krebskranke Kinder Tübingen e. V. (https://www.krebskranke-kinder-tuebingen.de/start.html).
Der Förderverein unterstützt seit über 35 Jahren krebskranke Kinder und deren Familien. In der schweren und belastenden Zeit der Behandlung des Kindes sowie in der Zeit nach Abschluss der Behandlung möchte der Förderverein mit unterschiedlichen Maßnahmen den Familien Mut, Hilfe und Hoffnung geben.
Diese Maßnahmen sind unter anderem das Eltern- und Familienhaus, in denen die Eltern während der klinischen Therapie der Kinder wohnen und ein „Zuhause auf Zeit“ finden können sowie die psychosoziale Begleitung der Familien während der Therapie, in Palliativsituationen und in der Nachtherapiezeit. Weitere Unterstützungen sind sowohl organisierte Freizeiten für Patienten, deren Eltern und Geschwister oder für verwaiste Eltern, als auch die Finanzierung von Personalstellen, finanzielle Unterstützung der Forschung und vielfältige Betreuungsangebote für Patienten und deren Eltern auf den Stationen.

Spruchbanderklärung zum Auswärtsspiel in Köln

Beim Auswärtsspiel in Köln zeigten wir das folgende Spruchband: „Justice for the 135 victims of Kanjuruhan“

Der traurige Hintergrund dieses Spruchbands ist, dass sich die Tragödie aus dem Kanjuruhan-Stadion im indonesischen Malang, bei dem 135 Fußballfans ihr Leben verloren, am 01. Oktober erstmals jährt. Nach Schlusspfiff des Derbys Arema FC gegen Persebaya Surabaya prügelte die Polizei zunächst auf Fans ein, die den Sieg wie in Indonesien üblich mit ihrer Mannschaft auf dem Rasen feiern wollten. Im Anschluss wurde auf vollbesetzte Tribünen Tränengas geschossen und die Tore der Stadien verriegelt. In der aufkommenden Massenpanik starben 135 Menschen durch Erstickung.

Bis heute fand zu dieser Tragödie keine juristische Aufarbeitung statt, die von den Angehörigen der Todesopfer seit dem vehement gefordert wird. Weder Polizisten noch Politiker oder Verbandsfunktionäre wurden bislang zur Verantwortung gezogen.

Aus Solidarität mit den Opfern und ihren Angehörigen fordern auch wir, ein Jahr nach dieser Katastrophe, endlich Gerechtigkeit für die 135 Opfer von Kanjuruhan!

Nein zu Chatkontrolle und Massenüberwachung!

Bereits bei unserem Heimspiel gegen Köln im Februar zeigten wir ein Spruchband mit der Aufschrift „Chatkontrolle stoppen“ und veröffentlichten im Nachgang des Spiels eine Spruchbanderklärung zu den Hintergründen.

Heute gilt es erneut einen Blick auf dieses Thema zu werfen, denn nach Monaten der Diskussion sollte es nun eigentlich ans Eingemachte gehen. Am 28. September sollte es zur finalen Abstimmung der Mitgliedsstaaten im EU-Rat kommen, ehe das Europaparlament dann voraussichtlich im Oktober seine Position festlegen wollte. Doch vergangenen Mittwoch flog das Thema überraschend von der Tagesordnung des Treffens der ständigen Vertreter der Mitgliedsstaaten. Somit dürfte der Zeitplan für eine Verabschiedung nicht mehr einzuhalten sein. Laut Medienberichten wirbt u.a. das Bundesjustizministerium für umfangreiche Korrekturen. Die Positionierung der Bundesregierung in Person der zuständigen Innenministerin Nancy Faeser wird im EU-Rat eine bedeutende Rolle spielen. Es scheint dort aber noch immer keine Einigung zwischen den verschiedenen Ministerien zu herrschen. Da der vorliegende Entwurf eigentlich in wichtigen Punkten der gemeinsamen Regierungsposition widerspricht, besteht Hoffnung, dass das dem Vorschlag gegenüber offenere Bundesinnenministerium noch überstimmt werden kann. Fakt ist: Der Zeitplan ist erst mal geplatzt und zeigt ganz klar, dass es keine Mehrheit für die aktuell vorliegende Fassung gibt.

Ist die Chatkontrolle damit vom Tisch? Leider noch nicht.
Der EU-Rat benötigt eine Mehrheit, um das Gesetz dennoch beschließen zu können. Dafür müssen mindestens 15 Mitgliedsstaaten, die 65% der Bevölkerung vertreten zustimmen. Diese Mehrheit gibt es aktuell nicht. Jedoch ist davon auszugehen, dass einige Mitgliedsstaaten das Thema noch gerne vor den nächsten Europawahlen im Juni 2024 durchdrücken wollen. Es ist also möglich, dass versucht wird, über Kompromisse doch noch eine Mehrheit zu finden. Der federführende Innenausschuss des Europaparlaments soll nach derzeitiger Planung am 9. Oktober über seine Position zur Chatkontrolle abstimmen.
Die ersten Kompromissvorschläge zeigen das Problem bereits deutlich auf: Das digitale Briefgeheimnis ist weiterhin stark bedroht! Am Ende müssen beide Gesetzgeber, EU-Rat und EU-Parlament zustimmen. Es muss unbedingt verhindert werden, dass auch nur eine Kompromisslösung vor den erneuten Europawahlen durchgedrückt wird!

Folgt man dem Erstvorschlag der EU-Kommission, ist man kurz davor eine anlasslose digitale Überwachung aller EU-Bürger zu verabschieden. Die EU-Kommission würde so eine Massenüberwachung einführen und uns alle auch ohne jeglichen Verdachtsmoment unter Generalverdacht stellen. Zudem wäre die Abschaffung der verschlüsselten und sicheren Kommunikation ein heftiger Schlag für die demokratischen Grundrechte. Verschlüsselte und sichere Kommunikation ist nicht nur Grundlage für politischen Aktivismus, für kritischen Journalismus, Whistleblowing und Anwältinnen- und Ärztinnengeheimnis, sondern für jede vertrauliche und intime Kommunikation und das Leben in einer demokratischen Gesellschaft. Ein Angriff der EU-Kommission auf diese Grundrechte kommt den Verhaltensweisen totalitärer Staaten gefährlich nahe.

Lasst uns den ersten Teilerfolg der Proteste nutzen, dran bleiben und die Chatkontrolle und die anlasslose Massenüberwachung endgültig stoppen!

Weitergehende Infos zu dem Thema erhaltet ihr auf der Homepage des zivilgesellschaftlichen Bündnisses „Chatkontrolle STOPPEN“: chat-kontrolle.eu

Unsere Forderung ist unmissverständlich: NEIN ZUR CHATKONTROLLE!

Redebeitrag von Bjarne auf der VfBMV 2023

Liebe VfB‘ler,

mein Name ist Bjarne Friedrichsohn. Ich bin Mitglied im Commando Cannstatt und im Fanausschuss. Zudem bin ich Teil der Projektgruppe „Mitgliedergewinnung & Mitgliedererhalt“.

Auf den vergangenen beiden Mitgliederversammlungen haben wir den Gremien einen Vertrauensvorschuss und unseren Wunsch nach einem geeinten VfB ausgesprochen. Gleichzeitig haben wir aber versprochen, weiterhin wachsam und kritisch zu bleiben.
Grundsätzlich hat sich daran nichts geändert. Aber nach zwei Jahren spüren wir auch in unseren Reihen eine wachsende Unzufriedenheit.

Ja, es gibt auch positive Punkte. Die Überarbeitung des Grundlagenvertrags, das geschlossene „Nein“ zum Investoreneinstieg bei der DFL und die Gründung der VfB-Stiftung sind sehr positiv hervorzuheben.

Dennoch überwiegt bei uns in letzter Zeit das sehr negative Gefühl, dass in den Gremien nicht so zusammengearbeitet wird, wie es sein sollte. Auf dem holprigen Weg der Weiterentwicklung des VfB zu einem nahbaren Verein mit klarem Wertekompass, habt ihr euch durch Selbstdarstellung und interne Grabenkämpfe zusätzliche Steine in den Weg gelegt – Rückschläge wie durch den neuen Hauptsponsor kommen erschwerend hinzu. Alles begleitet von einer miserablen Kommunikation und Außendarstellung. Wir erwarten von euch, dass jedes einzelne Gremienmitglied sein Ego hintenanstellt und einzig und allein dem VfB dient. Dafür wurdet ihr gewählt!

Wir wollten auf der heutigen Versammlung aber keine Köpfe rollen sehen. Vielmehr wollen wir endlich spürbare Veränderungen. Lasst uns ohne Egoismen und Lagerdenken über Inhalte sprechen und streiten.

Inhalte wie die heute anstehenden Satzungsänderungen. Der Verein und die Mitgliederversammlung profitieren von einer lebhaften Debatte vor Ort und der Möglichkeit, dass wir Mitglieder hier direktes Feedback an die Vereinsvertreter geben können. Letztes Jahr haben wir Mitglieder uns bereits zur Mitgliederversammlung in Präsenz bekannt. Aufgrund der neuen Rechtslage ist eine erneute Abstimmung darüber nötig. Unsere Haltung dazu bleibt unverändert, daher unterstützen wir den heutigen Antrag der Satzungskommission.

Stellenweise sehen wir noch immer strukturelle Probleme in der Satzung. Dazu gehören die vielzitierten Zirkelbezüge zwischen Präsidium und Vereinsbeirat und im Vereinsbeirat selbst, der seit der Ausgliederung 2017 in unterschiedlichen Besetzungen nie überzeugen konnte. Engagierte Mitglieder haben sich diesen Problematiken nun angenommen. Wir halten die Einführung eines Wahlausschusses, wie im Antrag von Michael Reichl, für sinnvoll. Die Satzungskommission hat das Thema bis heute vernachlässigt. Aufforderungen zum Aufschub des Antrags erwecken den Eindruck, ohne echten Willen auf Veränderung auf Zeit spielen zu wollen. Um spürbare Fortschritte bei den nächsten Wahlen zu ermöglichen, müsste heute die Einführung eines Wahlausschusses beschlossen werden. Dieser würde nächstes Jahr personell besetzt werden und könnte 2025 die Kandidatenauswahl treffen.

Abschließend richten wir uns nochmals an alle Gremienmitglieder: Ihr hattet einen großen Vertrauensvorschuss. Vieles davon ist verspielt. Reißt euch zusammen und nutzt die nächsten zwei Jahre, um wieder Boden gut zu machen!

Für unseren VfB!

„Werte & Moral unseres VfB – ein reines Glücksspiel?!“

Vor gut einem Jahr, Ende Juni 2022, veröffentlichte der VfB ein Leitbild inklusive Positionspapier zu verschiedenen Themen. Unterzeichnet von Präsidium, Vorstand, Aufsichtsrat und Vereinsbeirat stieß dies bei einer breiten Öffentlichkeit auf positive Resonanz. In vielen Bereichen seines Wirkens handelte der VfB absolut glaubwürdig und im Sinne seiner Mitglieder und Fans. Sei es durch ein klares Bekenntnis zur 50+1-Regel oder dem geschlossenen und wirksamen „Nein“ zu einem Investoreneinstieg bei der DFL. Auch gesellschaftliches Engagement war weiterhin gut sichtbar zu erkennen und gipfelte zuletzt gar in der Gründung der VfB-Stiftung „Brustring der Herzen“.

Doch kürzlich bekam die – mit Blick auf die jüngere Vergangenheit unseres Vereins sicher mühselig wieder aufgebaute – Glaubwürdigkeit in Sachen Werte & Moral bei der Verkündung des neuen Hauptsponsors einen schweren Schlag. Es liegt dabei weniger an einer falschen Erwartungshaltung der Fans. Hätte man aus Sicht des Vorstands nicht selbst eine moralische Fallhöhe aufgebaut, von Partnern geredet, „bei dem auch die Werte passen müssen“ und gemeint, „dann ist nicht der allerletzte Euro entscheidend“, wäre dann das Echo ebenso heftig ausgefallen?

Ab sofort und für die nächsten drei Jahre wirbt der VfB auf seinen Trikots für die Firma Winamax, einen Anbieter für Onlinepoker und Sportwetten aus Frankreich. Selbst in der Veröffentlichung des VfB ist noch die Rede davon, dass man durch diese Partnerschaft höhere Einnahmen generiert „ohne dafür finanziell deutlich höher dotierte Angebote aus Regionen annehmen zu müssen, die nicht zu unseren Werten passen.“ Doch von welchen Werten ist hier die Rede? Wie passt ein Glücksspielanbieter wie Winamax zu den im Leitbild festgehaltenen Werten des VfB?

„Wir stehen für Fairplay und übernehmen Verantwortung – beim Fußball, in der Gesellschaft und im Umgang mit unserer Umwelt. Wir leben klare Werte vor und lassen uns an ihnen messen.“ (VfB Leitbild / Werte)¹

An dieser Stelle ist mit Sicherheit keine Abhandlung von seitenlangen Studien zum Thema Glücksspiel nötig. Die Berichterstattung ist eindeutig. Spielsucht stellt ein ernsthaftes gesamtgesellschaftliches Problem dar, welches auch in Deutschland Hunderttausende in problematisches Suchtverhalten, in teils schwere Verschuldung bis hin zum Suizid treibt.

Der VfB ist in den Mitteilungen sehr bemüht darum, das Bild eines seriösen Sponsors zu zeichnen. Doch selbst wenn man den bewusst provokanten Social Media-Auftritt von Winamax² sowie die Kontroversen rund um das Ende der Partnerschaft mit Girondins Bordeaux³ und die Probleme in Granada⁴ vorerst bei Seite legt, bleibt als Kern der Problematik festzuhalten, dass die Branche am Verlust ihrer Kunden verdient. Plakativ gesprochen: Um das Sponsoring beim VfB zu amortisieren, müssen normale Leute je nach Quellenlage zwischen 6,5 und 8,5 Millionen Euro an Winamax verlieren! Dass die Branche außerdem oftmals in Verbindung mit großangelegtem Wettbetrug auch in unserer Sportart steht und zudem immer wieder dem Vorwurf der Geldwäsche ausgesetzt ist, kommt noch erschwerend hinzu. Spätestens in dem Moment, in dem ich als VfB den neuen Sponsor aus moralischen Gründen nicht auf die Kindertrikots drucken kann oder will, muss das Bild des seriösen Sponsors eigentlich bröckeln.

Es geht hier weniger um eine Schwarz-weiß-Debatte und auch nicht um den Diskurs, was denn nun ein guter und was ein schlechter Sponsor ist. Vielmehr geht es um das glaubwürdige Eintreten für Werte, Moralvorstellungen und die vielzitierte gesamtgesellschaftliche Vorbildfunktion als größter Sportverein der Region. Man hatte – wie viele andere Clubs und Verbände auch – in den vergangenen Jahren öfters kleinere Partner aus dem Sportwettenbereich, man wirbt auch für Alkohol. Doch statt ein Vorbild in der Entwicklung in die richtige Richtung zu sein, geht nun ausgerechnet unser VfB den nächsten Schritt und wirbt für die nächsten Jahre plakativ auf dem Brustring für eine solch fragwürdige, umstrittene Branche. Eine Kritik, der sich nicht nur der Vorstand der AG annehmen sollte, sondern auch der e.V.-Präsident und Aufsichtsratsvorsitzende Claus Vogt. Vogts Kandidatur stützte sich stark auf seine Rolle als Gründer und ehemaliger Vorstand des „FC PlayFair!“. Ebendieser „FC PlayFair!“ ist Mitglied im „Bündnis gegen Sportwettenwerbung“ und betreibt bereits seit längerem Aufklärungsarbeit, was diese Problematik angeht. Die Gemengelage muss Vogt also bekannt gewesen sein und ein klares Eintreten für die Werte des VfB und die Interessen der Mitglieder wäre vonseiten des obersten gewählten Vereinsvertreters an dieser Stelle ein Muss gewesen.

„Wir stehen für klare Werte, die in unserem Leitbild verankert sind und uns Orientierung im Handeln nach innen und außen geben.“ (VfB Leitbild / Werte)

Es ist der Status quo, dass es im Profifußball in erster Linie ums Geld geht. Daran hat trotz aller Beteuerungen auch Corona nichts geändert. Es ist verständlich, dass es in der aktuellen Weltlage eine große Herausforderung ist, einen potenten Sponsor für einen sportlich nicht gerade glänzenden Bundesligisten zu finden. Aber muss man für zwei oder drei Millionen mehr im Jahresumsatz, das Vertrauen in gelebte Werte und Moralvorstellungen unseres Vereins bei vielen Fans und Mitgliedern in Frage stellen? Es wurde, wie eingangs bereits geschrieben, seit Veröffentlichung des Leitbildes nicht nur durch Worte, sondern auch durch Taten die Hoffnung untermauert, dass die darin auferlegten Werte im Verein und bei den Verantwortlichen gelebt werden. Umso verwunderlicher wirkt auf uns beim Blick auf das Leitbild die Wahl des neuen Hauptsponsors. Es steht nun auf einmal doch wieder die Frage im Raum, ob Werte und Moral bei unserem VfB wirklich in jeglicher Form gelebt werden oder nur dann, wenn es passt und somit zum reinen Glücksspiel verkommen?



Quellen:
1: https://leitbild.vfb.de/home/werte
2: https://twitter.com/WinamaxSport/status/1686814126171947008
3: https://insidersport.com/2022/01/17/bordeaux-ends-winamax-deal-over-tweets-not-in-partnership-spirit/
4: https://www.spox.com/de/sport/fussball/international/spanien/2009/Artikel/fc-granada-wird-von-eigenem-hauptsponsor-vorgefuehrt.html