Das Jahr 2023 neigt sich dem Ende entgegen. Die vergangenen Monate in der bisherigen Spielzeit haben jedem VfB-Fan lange nicht da gewesene Freude bereitet. Nach all den sportlich ernüchternden und frustrierenden Jahren dürfen wir endlich mal wieder voller Stolz und Spaß auf das Gezeigte auf dem Rasen blicken. Ein großer Dank an Mannschaft, Trainerteam und all die sportlich Verantwortlichen für den attraktiven und erfolgreichen Fußball in den letzten Wochen und Monaten!
Deutlich gemischter fällt das Fazit beim Blick auf verschiedene Vorgänge abseits des Spielfelds aus.
Vergangene Woche, am Montag, 11. Dezember, stimmte die Mitgliederversammlung der DFL für einen Investoreneinstieg in der Bundesliga. Die benötigte Zwei-Drittel-Mehrheit kam mit den exakt dafür benötigten 24 „Ja“-Stimmen zustande. Es ist für uns enttäuschend, dass auch der VfB – anders als noch bei der letzten Abstimmung im Mai – dieses Mal mit „Ja“ stimmte und als einer der Wechselwähler somit maßgeblich zum kommenden Einstieg eines Investors in die DFL beitrug. Unsere Haltung zu diesem Thema haben wir bereits deutlich artikuliert:
Es bleibt dabei: Nein zu Investoren in der DFL!
Wir werden kein Teil eures Deals sein!
Der VfB kommunizierte zwar seine Entscheidung im Gegensatz zu manch anderem Wettbewerber transparent, dies wischt jedoch die Sorgenfalten mit Blick auf die Zukunft nicht beiseite. Im Gegenteil: Der VfB spricht offensiv davon, dass man die Haltung der aktiven Fanszene und vieler Fanclubs gegen den Prozess respektiert, jedoch aus unternehmerischen Gründen anders entschied. Dies ist auf den ersten Blick aus Sicht des Vorstands möglicherweise ein gangbarer Weg und auch eine saubere Kommunikation, sollte jedoch die Alarmglocken läuten lassen. Eigentlich sollte solch eine weitreichende Entscheidung erst durch ein klares Votum auf der Mitgliederversammlung des e.V., des größten Anteilseigners der AG, legitimiert werden. So sehr wir uns ein klares „Nein“ auch von unserem Verein gewünscht hätten, wäre unter den Umständen eine Enthaltung das Mindeste gewesen.
Wir als Mitglieder des VfB e.V. müssen aufpassen, dass sich die Linien nicht immer weiter und jedes Mal noch ein kleines Stück verschieben. Das Abstimmungsverhalten zum Investoreneinstieg passt in einige Vorgänge der letzten Monate. Exemplarisch sei hier der Hauptsponsor oder die neulich erschienenen, maßlos überteuerten „Kunstobjekte“, die nichts mehr mit einem VfB Trikot gemein hatten zu nennen. Was wird der nächste Schritt sein? Geht es bis hin zu einem Antrag auf der Mitgliederversammlung, doch noch mehr als die bisher genehmigten 24,9% der Anteile an der VfB AG veräußern zu dürfen? Oder wo verläuft die Grenze?
Wir alle werden in naher Zukunft einen wachsamen Blick auf unseren VfB haben müssen, wenn wir die Interessen der Mitglieder und des e.V. als größtem Anteilseigner an der AG wahren möchten. Wir werden die vermutlich durch das angekündigte „Weltmarkenbündnis“ anstehenden strukturellen Veränderungen, vor allem in Bereichen wie dem Aufsichtsrat der AG, genau im Auge behalten. So ist zum Beispiel die Tatsache, dass der Präsident des e.V. den Posten als Vorsitzender des Aufsichtsrates übernimmt, seit jeher ein zentrales Versprechen zur Wahrung der Mitgliederrechte im Rahmen der Ausgliederung und es wird sich zeigen, ob die Thematik auf Dauer mehr als nur ein Lippenbekenntnis ist. Werden hier schon in naher Zukunft erneut Linien verschoben?
Nach wie vor sehen wir, wie bereits in unserem Redebeitrag auf der Mitgliederversammlung benannt, sowohl auf personeller, als auch auf struktureller Ebene zahlreiche und massive Probleme in allen Gremien des e.V. Die Entscheidungshoheit über diesen Bereich des VfB liegt jedoch eindeutig in der Hand der Mitglieder und nicht in der Hand von Anteilseignern der AG oder anderen Interessensgruppen.
Große Entscheidungen, zum Beispiel zur personellen Besetzung des Aufsichtsrats der VfB AG, trifft die Hauptversammlung der AG, in welcher die Stimme des VfB e.V. als größtem Anteilseigner, vertreten durch sein Präsidium, am meisten Gewicht hat. Es wäre nur schwer zu verstehen, wenn ausgerechnet jetzt der Einfluss des e.V. in die AG weiter schwindet. Unter dem Präsidenten und Aufsichtsratsvorsitzenden, dessen Kandidatur & Amt sich stark auf seine auch gerne selbst inszenierte Rolle als Präsident, der die Werte eines bodenständigen und nachhaltigen Fußballs unter starker Berücksichtigung von Faninteressen teilt, stützt. Es reicht, dass in die Amtszeit die oben angeführten Verfehlungen fallen. Mit dem „Ja“ zum DFL-Investor hat Claus Vogt erneut zumindest nicht verhindert, dass auch die Werte des einst von ihm mitgegründeten FC PlayFair! mit Füßen getreten werden. Mit dem „Ja“ zum Investor in der DFL vonseiten des VfB wurde erneut eine weitere Linie verschoben. Werte scheinen nur so lange etwas wert zu sein, bis es ums Finanzielle geht. Es bleibt die offene Frage, wie groß der Einfluss der Mitglieder in diesem eigentlich mitgliedergeführten Verein ist. Die anstehenden Veränderungen im Aufsichtsrat werden vielleicht schon ein Fingerzeig sein.
Uns alle eint nach wie vor der in den letzten Jahren viel artikulierte Wunsch nach einem geeinten VfB aus e.V. und AG. Aber jeder Verantwortliche der AG und jedes Gremienmitglied des e.V. kann sich sicher sein: Wir haben euch und euer Handeln genau im Blick!