Ihr wollt das also tatsächlich ausspielen. Nach einigen zielsicheren Doppelpässen mit BILD und SKY kam jetzt der öffnende Ball auf die Politik. Die muss jetzt nur noch darauf hoffen, dass das RKI sie nicht im Abseits sieht und kann das Ding dann über die Linie bringen. Ein Erfolg für alle Beteiligten, jeder kriegt einen Scorerpunkt, der Rubel kann endlich wieder rollen. Lebensfreude.
Der Rest ist euch egal, mit großem Taskforce-Brimborium versucht ihr, die Tatsache zu vernebeln, dass es auf dem Platz normalerweise nicht sonderlich distanziert zugeht und sollte es einen positiven Fall geben, gelten selbstverständlich nicht alle Mit- und Gegenspieler als Kontaktpersonen. Quarantäne gibt es damit nicht, es wird ja engmaschig getestet, die Öffentlichkeit soll auch nichts davon erfahren. The show must go on. Was soll das für ein Vorbild für alle großen und kleinen Fans sein, denen ihre Freunde, Familien, die Bolzplätze und vieles mehr fehlen. Habt ihr Sonderrechte, weil ihr Verträge eingegangen seid, die ihr nicht erfüllen könnt? Einnahmen verpfändet habt, die ihr noch nicht mal realisiert habt? Einnahmen direkt Spielern und Beratern in den Rachen werft ohne Substanz aufzubauen? Alles in der Hoffnung auf künftigen sportlichen Erfolg. Euer offener und verdeckter Ellenbogeneinsatz hätte euch von einem imaginären Kölner Keller schon zig Mal abgepfiffen werden müssen. Fans sollen aus Romantik und Verbundenheit auf eine Rückerstattung ihrer Tickets verzichten, sie sollen auf den Stadionbesuch verzichten, auf das Gemeinschaftserlebnis Fußball verzichten, auf ihre Gewohnheit, immer da zu sein wo ihr Verein ist.
Vorbildfunktion und gesellschaftliche Verantwortung gibt es wohl nur, wenn man beim Stand von 0:6 den Ball hochhalten kann und dafür Applaus bekommt. Fans sind nur Kulisse, ganz nett, aber aus eurer Sicht nicht notwendig. Wahrscheinlich würdet ihr zur Fortsetzung der Saison auch noch ganze Teams auf den Mond schießen. Für ein Pilotprojekt hätten wir da tatsächlich Vorschläge…
Geisterspiele sollen unumgänglich sein, alternativlos. Wie wäre es mal mit der einfachen Tatsache, dass man eben nur so viel Geld ausgeben kann wie man einnimmt? Die bisherigen Gehaltsverzichte kann man getrost als symbolisch bezeichnen, man muss die Spieler ja bei Laune halten. Sonst wechseln die am Ende noch und man geht als Verlierer aus der ganzen Situation hervor. Um eine Ausnahmegenehmigung quengeln wie ein Kleinkind und von anderen Verzicht fordern, das könnt ihr. Euren eigenen Sauladen in den Griff bekommen, dazu reicht es nicht. Vor kurzem hieß es noch „In diesem Zusammenhang ist es an allen Entscheidungsträgern, auch Selbstkritik zu üben mit Blick auf Fehlentwicklungen in den vergangenen Jahren.“ Daraus wurde dann recht schnell ein ziemlich freches „Was hat der Profifußball falsch gemacht?“. Wenn ihr das nicht wisst, braucht ihr euch nicht ernsthaft zu wundern, dass keiner mehr Bock hat, mit euch auf Dialog zu machen. Viel zu oft wurde euch alles geschildert, wurden euch Papiere vorgelegt und Bilder gemalt. Ihr wollt es nicht begreifen. Um das endgültig festzustellen, muss man nur eure Ankündigung lesen, was im Falle von Menschenansammlungen an Spielorten passieren soll. Spielwertung 0:2. Kollektivstrafe. Eure ultimative Antwort, wenn ihr nicht mehr weiterwisst. Dass ihr die Leute völlig unverantwortlich vor die Tür gelockt hättet, wird natürlich ignoriert.
Für euch ist Fußball nicht nur am Ende des Tages ein Geschäft. Und euch geht der Arsch auf Grundeis, dass dieses Geschäft implodiert. Dafür seid ihr offensichtlich bereit, jeden Wahnwitz zu versuchen. Aber eines ist sicher:
„Der Fußball wird leben – euer Business ist krank!“