
100 Jahre Brustring, eines der größten Identifikationsmerkmale unseres Vereins feiert Geburtstag. Der VfB setzt alle Hebel in Bewegung, beantragt bei der DFL ein Heimspiel am entsprechenden Datum, setzt dieses ins passende Motto, veranstaltet bereits unter der Woche einen „Dunkelroten Tisch“ zum Thema. Klingt gut, doch ist es ein wirkliches Feiern und die ehrlich gemeinte Weitergabe von Vereinstradition oder mehr Schein als Sein zum schlecht gemachten Selbstzweck? Die Präsentation der VfB-Trikots für die Spielzeit 2025/2026 lässt vor allem letzteres vermuten.
Es ist noch gar nicht lange her, da wurde der Brustring in die VfB-Satzung aufgenommen. In §1 Absatz 3 heißt es: „Die Vereinsfarben sind weiß-rot. Erkennungszeichen des Vereins ist der Brustring als Symbol der Verbundenheit des Vereins mit seinen Mitgliedern und Fans.“
Doch genau dieser wird auf den Trikots für diese Saison mit den Füßen getreten. Bereits die Vorstellung des Heimtrikots sorgte bei vielen VfB-Fans für Emotionen im negativen Sinne. Mit der ausgedachten Marketing-Idee einer Geschichte rund um die Stuttgarter Stäffele wurde der Brustring optisch ziemlich derb verunstaltet. Getoppt wurde das dann jedoch noch durch die Präsentation der Auswärts- und Ausweichtrikots. Die Marketingabteilung des VfB unter Rouven Kasper bekommt es gemeinsam mit dem Partner Jako tatsächlich hin unseren Brustring nahezu unsichtbar zu machen! Man muss es nochmals auf sich wirken lassen, in welcher Spielkleidung der VfB in die kommende Saison geht: Bei zwei von drei Trikots muss man den Brustring mit der Lupe suchen, da er nicht wirklich existiert und beim dritten wurde dieser integrale Bestandteil grafisch zerrupft. Dass diese Beleidigung des Brustrings ausgerechnet im Jahr dessen 100jährigen Bestehens geschieht ist dabei die Kirsche auf der Torte.
Mit Spannung erwartet wurde dann noch das angekündigte Sondertrikot für den Jubliäumsspieltag. Hier kommen wir zu §1 Absatz 4 der Satzung, die uns bildlich veranschaulicht, welches Wappen der Verein trägt. So schwer ist es eigentlich nicht: Macht das Wappen so wie es im Original aussieht auf das Trikot und vermutlich wirklich jeder der es mit dem VfB hält findet das Teil geil! So wie es nun aussieht wird man den Verdacht nicht los, das VfB-Wappen wäre Verhandlungsmasse gewesen, dass auch die Sponsoren ihre Logos auf dem Trikot „unsichtbar“ machen. Die Chance auf ein ikonisches Trikot wurde hier erbärmlich verpasst.
In der Marketingabteilung des VfB mag man sich über Kritik wie diese lustig machen. Man baut kritische Kommentare sogar in Teaser auf Social Media ein um das kleine Einmaleins der Spaltung der Fans zu betreiben und die Leute gegeneinander auszuspielen. Zudem wird man sich nach wie vor hinter den „Rekordverkaufszahlen“ argumentativ einmauern. Eine äußerst schwierige Argumentationsstrategie, als absoluter Monopolist mit Verkaufszahlen zu argumentieren und daraus auch noch Rückschlüsse auf die Qualität des Designs ziehen zu wollen. Zumal in einer Zeit, in welcher der VfB im kompletten Hype ist und die Nachfrage vermutlich ihren Höchststand haben dürfte. In der ganzen Argumentation des VfB-Marketing fehlt ein Vergleichsobjekt. Auch die Wahrnehmung zwischen „Aktionstrikot“ und „normalem“ Heim- oder Auswärtstrikot ist unter den Leuten nicht gleichzustellen. An dieser Stelle kann man genauso hypothetisch fragen: Wie würden die Verkaufszahlen aussehen, wenn das „Jubiläumstrikot“, das normale VfB-Wappen hätte und zudem als Heimtrikot für die ganze Saison eingesetzt werden würde. Würde dies vielleicht nochmals 20-mal mehr verkauft werden?
Wir befinden uns aktuell in einem größer werdenden Spannungsfeld, welches den ganzen Fußball beschäftigt. Plakativ daran zu sehen, dass im Design des VfB-Ausweichtrikots in der kommenden Saison weltweit mit nur marginalen Änderungen eine mittlere zweistellige Anzahl an Vereinen aufläuft. Für die einen – meist Leute von der profitorientierten Sorte – ist ein Vereinstrikot mehr und mehr ein modisches Designstück. Für die anderen – und auf dieser Seite sehen wir uns – ist ein Trikot unseres Vereins viel mehr. Ein Trikot unseres Vereins ist eines der greifbarsten Stücke für dessen Identität und Tradition und der Brustring ist hier ein integraler Bestandteil. Es gibt nicht viele Vereine weltweit, mit solch unverwechselbaren Trikotmerkmalen wie es unser VfB mit seinem Brustring hat. Unser Brustring und das Wappen, für das wir gekämpft haben, sind völlig zurecht und jeweils mit beeindruckender Mehrheit in der Satzung unseres Vereins verankert. Wer gegen diese agiert, beleidigt die Werte der VfB-Gemeinschaft. Der VfB verfügt über eine riesige und bewegte Historie. Diese weiterzugeben und am Leben zu halten ist Aufgabe für Jeden von uns. Das VfB-Marketing und Jako haben mit den diesjährigen Trikots beweisen, dass sie bereit sind auf diese Identität unseres Vereins zu scheißen. Wir stellen uns dem dagegen und werden für sie kämpfen!
Commando Cannstatt 1997
