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Stellungnahme zum aktuellen vereinspolitischen Geschehen

Wehrle & Kasper: Wer gemeinsam mit strategischen Partnern Investoren den e.V. aushöhlt, verrät die Mitglieder!

Im Verlauf des vergangenen Heimspiels gegen Union Berlin positionierten sich mehrere Gruppen in der Cannstatter Kurve – so auch wir – kritisch gegenüber der Entsendung von Porsche-Vorstand Lutz Meschke in den Präsidialausschuss der VfB AG.

Der Präsidialausschuss wird oft als schnelle Eingreiftruppe des Aufsichtsrats bezeichnet. Dieser Ausschuss ist das vorgelagerte Machtzentrum der VfB AG, in dem eigentlich alle wichtigen und tiefgreifenden Entscheidungen des Aufsichtsrates, sportlicher wie wirtschaftlicher Natur, getroffen werden. Bislang wurde der Präsidialausschuss aus dem Aufsichtsratsvorsitzenden – und damit bis zum Tabubruch im Frühjahr natürlich vom e.V.-Präsidenten, einem weiteren gewählten Präsidiumsmitglied des e.V., sowie vom aktuell aus den Reihen von Mercedes-Benz stammenden stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden gebildet. Nachdem Porsche-Vertreter Lutz Meschke zunächst der neue Posten des zweiten stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden zugeschoben wurde, ist dieser nun – wie wir bereits bei unserer Nachfrage beim letzten „Dunkelroten Tisch“ vermuteten – seit neuestem ebenfalls Teil des jetzt um eine Person erweiterten Machtzentrums.

Im Nachgang des Bundesliga-Heimspiels gegen Union Berlin sahen wir uns dann mit einem „Statement des Vorstands“ zu Spruchbändern in der Kurve konfrontiert. Ein absolut lächerlicher Vorgang. Vor allem angesichts der Tatsache, dass die Spruchbänder zwar einen kritischen Inhalt gegenüber der Person Lutz Meschke und seiner Berufung in den mächtigen Präsidialausschuss hatten, jedoch keineswegs Formulierungen unter der Gürtellinie enthielten. Mit einer Anhäufung von schlechten Strohmann-Argumenten startete man von Seiten des Vorstands einen armseligen Versuch, die Deutungshoheit über Spruchbänder aus der Kurve zu erlangen. So geht der Vorstand in seinem Statement auf angebliche Kritikpunkte ein, die in den Spruchbändern überhaupt nicht erhoben wurden. Ein durchschaubarer Vorgang, um die mögliche Debatte auf ein Feld zu führen, welches einfacher zu kontrollieren ist. Augenscheinlich ging es bei der schnellen Reaktion darum, etwas für das ramponierte Ego von Herrn Meschke zu tun. Wir sehen uns in der inhaltlichen Kritik unseres Spruchbands daher noch bestätigt. Es scheint für den Vorstand ebenfalls schwierig zu verargumentieren zu sein, weshalb ein zweifacher DAX-Vorstand in kriselnden Unternehmen, der erwiesenermaßen keinerlei sportliche Expertise mitbringt, den Präsidialausschuss aufwertet. Dazu kommt, dass Meschke momentan selbst sein Hauptbusiness nicht mehr erfolgreich führt, sondern mit vielschichtigen Problemen zu kämpfen hat. Auch bekannte Methoden wie Durchstechereien an die Presse können die schlechte Performance nicht mehr überdecken. Dass hier wieder einmal persönliche Befindlichkeiten über sinnvollen Strukturen für den VfB stehen, ist offensichtlich. Was man sich hierbei immer vor Augen führen muss: Lutz Meschke hat nicht mit seinem Privatvermögen die Anteile an der VfB AG gekauft – auch wenn er sich so verhält. Er hat dies als bestellter Vorstand mit dem Geld seines Arbeitgebers gemacht. Und wenn die Porsche-Krise so weitergeht, dann könnte man sich durchaus die Frage stellen, wie lange sich Porsche sein Fußballabenteuer, das viel mehr auf einer Social Responsibility als auf Gewinnabsichten basiert, noch leisten möchte und wie lange Lutz Meschke noch am Steuer bleiben darf. Man fühlt sich ein bisschen wie bei „Täglich grüßt das Murmeltier“: Einen Vorstand eines Automobilkonzerns, der mit übersteigertem Selbstbewusstsein in Rambo-Manier seinen Einfluss ausbauen will, hatten wir bereits jahrelang. Der Start von Lutz Meschke beim VfB erinnert sehr stark an das Wirken von Wilfried Porth. Eine Partnerschaft auf Augenhöhe innerhalb von für alle Seiten sinnvollen Strukturen sieht so definitiv nicht aus.

Allgemein sollte sich der Vorstand nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, wenn es um den Einstieg von Porsche geht. In der Causa „Weltmarkenbündnis“ herrscht keinerlei Transparenz, wie es sich eigentlich für einen Anteilsverkauf dieser Größenordnung gehören würde. Was seitens der Vorstände Wehrle und Kasper für Zusagen gegenüber Porsche beziehungsweise Lutz Meschke in Person gemacht wurden, ist komplett unklar. Vielmehr kommt alles nur häppchenweise in verschiedenen Eskalationsstufen ans Licht. Zunächst die Entmachtung des von Mitgliedern gewählten Präsidenten, jetzt der Platz im Präsidialausschuss. Und dies alles in einer Gemengelage eines Vereins, in dem aus der jüngsten Historie heraus wenig, bis kein Vertrauen seitens der Fans und Mitglieder in die verschiedenen Gremien herrscht. Eine solch intransparente Kommunikation bildet sicher kein Vertrauen, vielmehr wird dadurch das Misstrauen noch verschärft.

Es ist natürlich in Anbetracht der Konkurrenzsituation und der in gleicher Höhe gehaltenen Anteilen an der AG verständlich, dass Porsche auf Augenhöhe mit Mercedes-Benz agieren möchte. Die Verhältnismäßigkeit zu den Anteilen des e.V. muss dabei aber eben jederzeit gewahrt sein. Die realen Anteilsverhältnisse spiegeln sich in den Gremien absolut nicht wider. Teils durch eklatante personelle Fehlbesetzungen in Teilen des Aufsichtsrats, aber eben auch in der Ausgewogenheit des jetzigen Präsidialausschusses. Der VfB macht es sich hier immer wieder, wie auch im jetzigen Statement des Vorstands, bezüglich 50+1 auf einer Legitimation durch die DFL bequem. Die DFL wird dem VfB auf dem Papier jedoch immer die de facto auch vorliegende Konformität bescheinigen, solange in der Hauptversammlung die Besitz- und Stimmverhältnisse 50+1 entsprechen. Es macht oftmals den Eindruck, der VfB erachte 50+1 als schön anzusehendes Feigenblatt. Die konkreten Mehrheitsverhältnisse liegen aktuell bekanntlich sogar bei noch etwas mehr als 78% beim VfB e.V., während Porsche und Mercedes-Benz jeweils „nur“ ca. 10% der Anteile halten. Wie es im täglichen, realen Umgang sowie in den Gremien um die Mehrheitsverhältnisse bestellt ist, steht auf einem anderen Blatt. Wenn man die aktuellen Kräfteverhältnisse in Aufsichtsrat und Präsidialausschuss anschaut, wirken diese wie Hohn auf die eigentlichen Verhältnisse der Anteile. Den Minimalkonsens von einer auf dem Papier bestehenden 50+1-Regelung von Seiten des Vorstands immer wieder als Argument anzuführen, verkommt dabei mehr und mehr zum Ablenkungsmanöver.

Um es ganz deutlich zu sagen: Es kotzt einfach nur noch an. Wir können uns über das ganze Jahr 2024 nicht einfach am seit vielen Jahren nicht mehr da gewesenen sportlichen Erfolg freuen, weil von allen möglichen Seiten immer wieder vereinspolitische Bomben gezündet werden, die wir nicht ohne Widerstand hinnehmen können.

Das Jahr 2025 steht uns als großes Wahljahr im VfB e.V. bevor. Wir Mitglieder müssen die Grundlagen dafür legen, dass der e.V. endlich seiner Rolle im Gesamtkonstrukt VfB gerecht wird. Wir müssen strukturell und personell endlich dahin kommen, einen starken e.V. zu haben, der die Interessen der Mitglieder und seine mehrheitlich gehaltenen Anteile an der AG würdig und selbstbewusst vertritt. Der seit der Ausgliederung chronisch schwache e.V. muss der Vergangenheit angehören. Es kann nicht sein, dass hier permanent der Hauptanteilseigner durchs eigene Haus getrieben wird.

Commando Cannstatt 1997 im Dezember 2024