„Liebe BILD: Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher!“
Jeder weiß es, die Millionen Leser scheint es jedoch nicht zu stören: Auf der Suche nach der größtmöglichen Schlagzeile wird es in den Redaktionsräumen des Axel-Springer-Verlags mit der Wahrheit nicht immer so genau genommen. In den letzten Wochen sind „die Ultras“ mal wieder ins Fadenkreuz der BILD gerückt. Von DFB-Vize Rainer Koch über Gladbachs Innenverteidiger Jannik Vestergaard bis hin zu der Erfurter Ultraszene mussten sich zahlreiche Protagonisten aus dem Fußballkosmos von Artikeln in der BILD distanzieren. Man wird das Gefühl nicht los, dass Julian Reichelt aktuell mal wieder in seinen persönlichen Kampf gegen Ultras zieht. Das Brecht-Zitat auf unserem Spruchband soll die Frage aufwerfen, ob Unwissenheit oder Bösartigkeit die Triebfeder einer solchen Kampagne sind.
Zudem kündigte der Chefredakteur der BILD auch noch auf seinem Twitter-Account an, dass in Zukunft hochauflösende Nahaufnahmen der von ihm definierten „Gewalttäter aus den Kurven“, ähnlich der Berichterstattung nach dem G20-Gipfel, zur Öffentlichkeitsfahndung abgedruckt werden sollen. Wenn ein Presseorgan die in unserem Land herrschende Gewaltenteilung ignoriert und sich als Polizei, Staatsanwalt und Richter in Personalunion aufspielt läuft gewaltig was schief. Die Unschuldsvermutung und der Schutz von Persönlichkeitsrechten rücken in den Hintergrund, Menschen sollen diskreditiert werden und die Zerstörung von persönlichen Existenzen wird billigend in Kauf genommen. Möglicherweise ist der gute Herr Reichelt ja noch etwas getroffen, dass die heuchlerische „Wir helfen“-Kampagne vor zwei Jahren von den Kurven dieses Landes als genau das angeprangert und abgelehnt wurde, was sie war und womit die BILD seit Jahren ihr Geld verdient: verlogener, populistischer Müll!