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Spruchbänder bei den letzten Spielen

Da die Themen alle mehr oder weniger zusammenhängen, wollen wir in gesammelter Form noch ein paar Zeilen zu den letzten Spruchbändern schreiben: In Gelsenkirchen wurde im Rahmen der bundesweiten Proteste gegen den DFB nochmal an das gekaufte Sommermärchen erinnert. Hier muss auch weiterhin der mangelnde Wille zu Aufklärung und Transparenz kritisiert werden.

Die Proteste wurden auch bei den Heimspielen gegen Wolfsburg und Augsburg fortgesetzt. Leider fungierte auch unser neuer Sportvorstand als Stichwortgeber, so sieht er kein Problem darin das DFB-Pokalfinale in China zu spielen und äußerte sich recht beliebig zum leidigen Thema Anstoßzeiten. Da man die Arbeit eines Sportvorstandes nur mittel- bis langfristig bewerten kann, scheint sich Herr Reschke kurzfristig einen Ruf als Mann der klaren Worte erarbeiten zu wollen. Leider geht ihm dabei die Empathie für Faninteressen etwas ab. Da man ja aber nicht nur meckern, sondern auch mal mit gutem Beispiel vorangehen soll, suchten wir beim Heimspiel gegen Augsburg schon mal eine Übernachtungsmöglichkeit für Herrn Reschke, sollte es zu einem Pokalfinale in Fernost kommen.

Die Chinaorientierung beschränkt sich aber nicht nur auf solche Gedankenspiele. In der Sommerpause gifteten sich tatsächlich Führungspersönlichkeiten von Bundesligaclubs an, wie man es wagen könne keine Chinareise zum Wohle der Auslandsvermarktung der Bundesliga zu unternehmen. Sollte der Maßstab aller Sommervorbereitungen nicht der sportliche Output sein? Dass der chinesischen U20 außer Konkurrenz ein Startplatz in der Regionalliga Südwest verkauft wurde, rundet das Bild ab. Für unser Spruchband wählten wir allerdings eine Aussage von Uli Hoeneß, der darüber sinnierte wie viele Chinesen auf ihrem Smartphone zur Primetime die Bundesliga verfolgen könnten. Chinesische Primetime bedeutet 14.15 Uhr deutscher Zeit. Am Wochenende vielleicht noch keine Katastrophe, unter der Woche definitiv schon. Der Stadiongänger scheint in den Überlegungen aber keine größere Rolle zu spielen.

Beim Heimspiel gegen Wolfsburg gab es zudem noch das Spruchband „Die Blech AG im Fritzlekostüm: Ist das die Zukunft unserer Tradition? Was kommt als Nächstes? Der VfB in Bazitracht?“. Manchmal diskutiert man tagelang, wie man die eigene Message optimal auf ein Spruchband bekommt und manchmal müssen auch einfach mal Emotionen raus. Die Ankündigung, gegen Augsburg in einem potthässlichen Fritzletrikot auflaufen zu wollen und die Befürchtung weiterer „Sondertrikots“ sind vermutlich selbsterklärend, auch der Werbeslogan für die Ausgliederung „Unsere Tradition braucht Zukunft“ dürfte noch geläufig sein, Blech AG ist allerdings eher ein Insider aus unserer Gruppe. Ursprünglich auch bekannt als VfBlech, meistens dann gebraucht, wenn hochtrabende Pläne von der Realität eingeholt wurden oder die fußballerischen Darbietungen eher mau waren. Nach der Ausgliederung dann eben Blech AG, passt ja auch zum Ankerinvestor. Sicherlich sind das viele Themen in einem Topf, aber leider ist das irgendwie auch ein authentisches Stimmungsbild unserer Gruppe.

Das Thema „Bazitrachten“ begleitet uns zur Wasenzeit allerdings schon seit einigen Jahren. Entgegen vieler Vermutungen haben wir hier keine kulturhistorisch fundierte Definition, wann eine Lederhose eine bayrische ist und ob es eventuell eine schwäbische Variante dieses Aushängeschildes der bajuwarischen Bierzeltkultur geben kann. Für uns ist sie ein Symbol für die Wochen des Jahres, in denen Hauseingänge, Gassen und Hinterhöfe zu Freiluftpissoirs werden, die Bahnen nach Kotze stinken und besoffene Partypeople im Bazikostüm durch Cannstatt wanken. Unsere Gruppe trägt Cannstatt im Namen, viele unsere Mitglieder leben hier, unsere Räume und Treffpunkte sind in Cannstatt und unser Gruppenleben findet zum Großteil in Cannstatt statt. Da ist es nur logisch, dass wir uns nur schwer mit diesem andauernden Ausnahmezustand arrangieren können. Seit einigen Jahren scheint nun das große Vorbild die Wiesn zu sein und das ganze Trauerspiel findet auch noch in den entsprechenden Trachten statt.

Einige von uns trinken trotz allem gerne Mal noch eine Maß auf dem Wasen oder statten den Fahrgeschäften einen Besuch ab, trotzdem löst die Wasenzeit bei uns keine Euphorie mehr aus und die schlimmsten Auswüchse werden wir auch weiterhin in aller Deutlichkeit ansprechen, egal ob es opportun erscheint oder nicht.