Die Entwicklung unseres VfB seit der Meisterschaft 2007 schmerzt jeden VfB-Fan. Seither befindet sich ein Traditionsverein im freien Fall – ohne Ausblick auf Besserung. Das Vertrauen in die handelnden Personen ist gänzlich verschwunden. Warum das aus unserer Sicht so drastisch formuliert werden muss, wollen wir nachfolgend darlegen.
Die Mannschaft
Nicht erst seit dem vergangenen Abstiegskampf wird deutlich, dass nur sehr wenige Spieler Verantwortung übernehmen wollen und dabei selten einen glücklichen Eindruck hinterlassen. Einen Lautsprecher mit Substanz, der das Gebilde Mannschaft in schwierigen Situationen zusammenhält, sucht man vergebens. In anderen Vereinen – mit oftmals deutlich kleinerem Budget – gibt es ähnliche Probleme, dort aber treten die Spieler als Team auf, in dem persönliche Befindlichkeiten keine Rolle spielen. Der VfB hingegen hat im Moment kein Wir-Gefühl. Verantwortung ist für einen Großteil der Mannschaft ein Fremdwort. „Das müssen Sie die Älteren fragen“, antwortete Moritz Leitner nach dem Spiel in München auf die Fragen der Journalisten und wirkte dabei wie ein beleidigtes Kind. Wenn man von nicht vorhandenem Teamgeist spricht, muss man auch zweifelsohne von nicht vorhandener Hierarchie sprechen. Spieler, die augenscheinlich voran gehen wollen, werden von ihren Kollegen nicht ernst genommen. Warum auch, es fehlt schließlich so einigen an den spielerischen Fähigkeiten, sich unersetzlich zu machen. Und manchen schlichtweg an der Identifikation mit dem Verein.
Der Sportvorstand
Das Stichwort Hierarchie führt uns unweigerlich zum Sportvorstand Fredi Bobic. Es ist an der Zeit, einem verdienten Ex-Spieler ein miserables Arbeitszeugnis als Manager auszusprechen. Kaum ein Neuzugang schafft den Durchbruch, kaum eine Neuverpflichtung entwickelt sich weiter und – zurück zum vorherigen Punkt – keine Neuverpflichtung übernimmt Verantwortung auf dem Platz oder stabilisiert die Hierarchie in der Mannschaft. Wer von sich behauptet, beim Kauf von neuen Spielern vor allem auf die Mentalität zu achten, der muss die genannten Probleme erkennen und lösen. Doch nichts dergleichen geschieht. Nur die wenigsten Verpflichtungen setzen sich überhaupt durch – von Spielern, die voran gehen, ganz zu schweigen. Woche für Woche sehen wir eine konzeptlos zusammengekaufte Mannschaft ohne Grundgerüst und Linie. Stattdessen werden junge Spieler – ohne Zweifel Talente – zu zukünftigen Nationalspielern hochgelobt und der Hierarchie so zunehmend geschadet. Die Transferbilanz ist katastrophal. Die falschen Spieler werden geholt, die falschen abgegeben und die falschen bleiben. Resultat ist ein völlig aufgeblähter Kader, gespickt mit Mittelmaß. Verdeutlichen lässt sich diese Bilanz durch einen Blick auf die aktuelle Torjägerliste. Platz eins teilen sich Shinji Okazaki und Julian Schieber, während man in Stuttgart bereits seit April auf ein Stürmertor warten muss.
Der Präsident
„Mittel- und langfristig ist nach wie vor die Champions League das Ziel, auch wenn das jetzt überheblich klingt“, so Bernd Wahler nach neun sieglosen Spielen und dem unrühmlichen Unentschieden gegen den Tabellenletzten Braunschweig im vergangenen März. Aussagen wie diese haben ebenso wenig einen positiven Effekt wie das Versprechen von Krachern auf dem Transfermarkt. Wer Namen wie Gomez oder Khedira in den Ring wirft, schürt nichts als Euphorie und eine viel zu hohe Erwartungshaltung, die sich bei Nicht-Erfüllen dann logischerweise in Pfiffen niederschlägt. Wenn dann im Endeffekt bei einem Absteiger unter anderem ein verletzter Spieler eingekauft wird, dann verkennt man die Realität und erhöht den Druck auf die Neuverpflichtungen unnötig. Der nächste, scheinbar völlig unbekümmerte Vorstoß ist brandaktuell. Nach Informationen der Stuttgarter Zeitung sollen mindestens zwei junge Talente pro Saison an die Bundesliga herangeführt werden, vertraglich mit dem Trainer festgeschrieben. Trotz der guten Jugendarbeit gibt es aber auch in Stuttgart keine jährliche Garantie auf Talente mit Starpotenzial. Wir werden den Eindruck nicht los, dass Bernd Wahler zwar in der Öffentlichkeit besser ankommt als sein Vorgänger, allerdings kaum kompetenter ist. Denn wer seinem Sportvorstand vertraut, installiert kein Beratergremium, das über keinerlei Entscheidungskompetenzen verfügt und im vollkommenen Widerspruch zu schlanken und effizienten Strukturen steht. Wer ihm nicht vertraut, zieht drastischere Konsequenzen. Mit einem Präsidenten, der bei schlechtem Wetter Visionen hat und beim Heimspiel gegen Braunschweig in der letzten Saison kein Wort an eine fragende Kurve richten wollte, ist dem Verein nicht geholfen. Der VfB braucht keinen lustigen Repräsentanten, der Luftschlösser baut, er braucht einen Krisenmanager, der klar vermittelt, wie er den Karren aus dem Dreck ziehen will.
Eine einmalige Finanzspritze in Form einer Ausgliederung der Profiabteilung verbunden mit einem Einstieg von Investoren wird derzeit als Allheilmittel verschrien. Solche gefährlichen Mätzchen sind unserer Meinung nach völlig unnötig. Wenn die handelnden Personen ihr Handwerkszeug beherrschen und die vorhandenen Mittel optimal verwenden würden, wäre der VfB schon jetzt konkurrenzfähig. Zusätzliches Geld würde derzeit wohl noch schneller versickern als damals die Gomez-Millionen.
Die Fans
Trotz der unterirdischen Vorsaison wurden wieder knapp 30.000 Dauerkarten verkauft. Dieser Zuspruch ist ebenso bemerkenswert wie die mehreren Tausend Teilnehmer der diesjährigen Karawane Cannstatt, die wohlgemerkt nach dem Pokal-Aus in Bochum stattfand. Die weiß-rote Fangemeinde hält zum VfB wie eh und je. Bereits im vergangenen Abstiegskampf haben die Fans bewiesen, wie leidensfähig und geduldig sie sind. Sie haben trotz großer Unzufriedenheit ihren Verein bis zur letzten Minute unterstützt. Wenn jetzt einige Spieler oder Verantwortliche eine Mitschuld auf den Rängen suchen, dann ist die Schmerzgrenze eindeutig erreicht. Die vergangene Saison ist nicht vergessen, und so sprechen im Moment 37 Spiele und 33 Punkte Bände.
– Wir wollen keine Ausreden mehr hören, das Maß ist voll!
– Die Probleme müssen endlich gelöst werden, bevor man es im dritten Anlauf seit 2011 schafft, das Schiff vollends zu versenken!
– Unser Geduldsfaden ist kaum noch existent! Eine weitere „Zusammenhalten-Saison“ wird es mit uns nicht geben!
Commando Cannstatt im September 2014