Am Tag nach einer denkwürdigen Mitgliederversammlung ist Wolfgang Dietrich auf unnachahmliche Art und Weise zurückgetreten. Der Verein und seine Mitglieder müssen aus der Entwicklung, die uns an diesen Punkt geführt hat, jetzt die richtigen Schlüsse ziehen.
Wolfgang Dietrich hat vieles verkörpert, was der VfB im Umgang mit den Vereinsmitgliedern seit Jahren falsch macht. Aber das Problem sitzt tiefer, denn der Umgang mit kritischen Mitgliedern beim VfB folgt seit Jahren demselben System. Sein Verdienst war es, das bisherige System schamlos auf die Spitze und damit hoffentlich in den Zusammenbruch zu treiben.
Wer bereits mehrere Mitgliederversammlungen besucht hat, wird den wesentlichen Bestandteil dieses Systems kennen: Die Erzeugung von Angst. Wenn eine Abstimmung nicht im Sinne der Führung verlaufen könnte, wird der Teufel an die Wand gemalt: Lizenzentzug, Rückzug von Sponsoren, sportlicher Absturz. Verleumdungen, linientreue Redner erfinden Gespräche, die es nie gab, Creditreform-Auskünfte sollen auf der MV verlesen werden und Teile der eigenen Anhänger werden der Presse zum Fraß vorgeworfen. Aktuell müssen wir sogar davon ausgehen, dass die Verwendung der bekannten Stempelsymbolik vom VfB zur Anzeige gebracht wurde. Man glaubt offensichtlich daran, ein Fadenkreuz erkennen zu können.
Weiterer Bestandteil dieser Strategie ist die formale Eindämmung des Mitgliedereinflusses, wobei die e.V.-Satzung schon vor der Ausgliederung in vielen Punkten sehr restriktiv gestaltet war. Nach der Ausgliederung ist der Mitgliedereinfluss nochmals deutlich geschrumpft. All dies wurde aus der Angst geboren, dass ein emotionaler Pöbel auf der MV die Macht übernehmen könnte. Genau in diese Reihe gehört auch die sich ständig wiederholende Forderung nach einer Briefwahl und / oder Onlineabstimmung. Dies abzulehnen ist keinesfalls undemokratisch. Wer abstimmen möchte, sollte sich bitte auch die Debatte anhören.
Die Zeit von Horrorszenarien, Drohungen und Verleumdungskampagnen zum reinen Machterhalt muss jetzt ein Ende finden. Das inszenierte Gegeneinander von vernünftigen Mitgliedern gegen die Krakeeler aus der Kurve ist eine Beleidigung. Intellekt und Vernunft sind keine Frage des Standorts im Stadion.
Eine kulturelle Rundumerneuerung des VfB Stuttgart ist unumgänglich. Wir, das Commando Cannstatt stehen für diesen Neuanfang bereit und appellieren in diesem Zuge an die Führungsetagen von Verein und AG, sämtliche Ausschüsse, Beiräte, Freundeskreise und Mitmacher, endlich eine offene, transparente und integrative Kultur beim VfB zu schaffen, die gewillt ist, alle Mitglieder mit- und ernst zu nehmen. Dabei können wir nicht verschweigen, dass sich einige aktuelle und potentielle Funktionsträger durch ihr Verhalten rund um die Causa Dietrich und durch diverse hanebüchene Statements zum Verhalten der Kritiker von Herrn Dietrich nicht gerade für diesen Neuanfang empfohlen haben.