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Auch wir sind es leid

Wir spielen die zehnte Saison seit unserer letzten Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb durch das Erreichen des DFB-Pokalfinales 2013. Seither gab es sechs Mal Abstiegskampf, der zwei Mal verloren ging, daraus resultierend zwei Zweitliga-Saisons und nur zwei weitere Spielzeiten der Entspannung. Zwei Spielzeiten, die unserem VfB, der Region und unserer Leidenschaft gerecht wurden.

Aktuell befinden wir uns wieder in ungewissen Zeiten, worüber das zweifelsfrei mit Euphorie erwartete Pokalhalbfinale nicht hinwegtäuschen kann. Idealerweise würden nun alle gemeinsam an einem Strang ziehen, um den erneuten Abstiegskampf geschlossen anzunehmen. Nun ist die vereinspolitische Unruhe spätestens seit einem anonymen WordPress-Blogbeitrag und der Initiative für eine außerordentliche Mitgliederversammlung aber bereits wieder so laut, dass wir uns zu Wort melden müssen. Wie immer authentisch, ehrlich und unabhängig von Personen.

Um es in aller Deutlichkeit zu sagen: Aus unserer Sicht ist eine aoMV in der aktuellen Situation maximal unpassend. Wir stehen vor den entscheidenden Wochen der Saison. In dieser Situation eine aoMV mit undifferenzierten Abwahlanträgen gegen Alles und Jeden zu forcieren, kann nicht zielführend sein. Die Inkaufnahme einer völligen Handlungsunfähigkeit aller e.V.-Gremien durch die temporäre Übernahme des Amtsgerichts ist grob fahrlässig und würde uns, egal wie die Saison endet, elementare Zeit in der Analyse der aktuellen sowie Vorbereitung der neuen Saison kosten. Denn der Aufsichtsrat, in dem drei e.V.-Vertreter sitzen, wird mit Sicherheit wichtige Fragen zur Aufarbeitung der Saison stellen und Entscheidungen treffen müssen.

Über die Mislintat-Trennung und ihren Ablauf mag jeder denken, was er für richtig hält. Die bis heute anhaltende Hysterie um seine Person ist uns jedoch wahrlich schleierhaft. Nun wird versucht, diese weiterhin anhaltende Empörungswelle nach der Trennung von Sven Mislintat sowie die sportliche Situation schamlos auszunutzen, um die e.V.-Gremien zu zerschlagen, ohne jedoch konstruktive Vorschläge zu liefern oder zumindest die Abwahlanträge sauber zu begründen. Dass e.V.-Vertreter im operativen AG-Geschäft keinerlei Entscheidungen treffen, wird völlig verkannt. Scheinbar müssen Sündenböcke her, und zwar sofort!

Es gibt genug zu kritisieren, sowohl innerhalb des e.V. als auch AG-seitig. Eine wilde Vermischung der Themen und geforderte e.V.-Köpfe aufgrund sportlicher Fehlentscheidungen halten wir aber für die völlig falsche Herangehensweise zur Aufarbeitung der aktuellen Situation.

Genau diese Aufarbeitung erwarten wir von allen handelnden Personen, ob in der AG oder im e.V., im Anschluss an die Saison. Es kann nicht sein, dass unser VfB immer mehr zur Fahrstuhlmannschaft verkommt und die Ligazugehörigkeit bis zur allerletzten Sekunde der Saison in den Sternen steht. Jeder muss sich hinterfragen, ob er sein Möglichstes für den Erfolg des VfB Stuttgart getan hat und jegliche persönlichen Interessen hintenangestellt wurden. Hierbei fordern wir das selbstlose Übernehmen von Verantwortung und Rechenschaft gegenüber allen Mitgliedern. Genutzt werden kann und soll die nächste ordentliche Mitgliederversammlung. Bis dahin kann auch jedes VfB-Mitglied, dem dieser Verein ehrlich am Herzen liegt, seine Gedanken sortieren und, sofern es von Veränderung überzeugt ist, gezielte und begründete Abwahlanträge stellen.

Sowohl sportlich als auch vereinspolitisch ist dies aus unserer Sicht weiterhin der geeignete Rahmen, um konstruktiv am Vereinsleben teilzuhaben und definitiv der passendere Zeitpunkt, als nun durch eine aoMV für weitere Unruhen zu sorgen. Klar ist, dass es neben dem Sportlichen auch auf vereinspolitischer Ebene genug zu kritisieren gibt. Der e.V. gibt kommunikativ ein katastrophales Bild ab. Beispielsweise wurde mit der Überarbeitung des Grundlagenvertrags ein elementarer Kritikpunkt seit der Ausgliederung endlich abgehandelt. Eine detaillierte Kommunikation dazu ist jedoch Fehlanzeige und interessierte Mitglieder müssen sich ihre Informationen zusammensammeln. Präsident Claus Vogt scheute sich anfangs keineswegs vor einer offensiven Kommunikation auf allerlei Kanälen, ist inzwischen aber deutlich zurückhaltender in der Öffentlichkeit. Dass er sich mit Kommentaren zur sportlichen Situation zurückhält, heißen wir gut. Jedoch lässt auch er auf vereinspolitischer Ebene eine klare Kommunikationslinie vermissen. Andererseits wurde durch Präsidiumsmitglied Christian Riethmüller ein zentrales Ausgliederungsversprechen, der garantierte Aufsichtsratsvorsitz für den e.V.-Präsidenten, infrage gestellt und unter anderem damit öffentlich für Unruhe gesorgt. Ein starkes Präsidium, in dem jeder seine Rolle kennt und welches mit einer Stimme spricht, scheint reine Utopie zu sein.

Auch strukturell gilt es manches zu überdenken. Die Vereinsbeiräte wählen aktuell satzungsgemäß die Kandidaten fürs Präsidium aus, Präsidium und die Vereinsbeiräte der drei Gruppen (Mitglieder & Fans, Wirtschaft & Gesellschaft, Sport & Verein) bei der nächsten Wahl die jeweiligen Gegenkandidaten der beiden Gruppen, der sie nicht angehören. Diese Zirkelbezüge sowohl innerhalb des Vereinsbeirats als auch zwischen Präsidium und Vereinsbeirat halten wir für unpassend. Um als konstruktives und rein unabhängiges Gremium agieren zu können, ist die Wahlausschussfunktion im Vereinsbeirat fehl am Platz und sollte überdacht werden.

Aber bei aller berechtigter Kritik gibt es für uns rote Linien, deren Überschreitung wir nicht mehr kommentarlos geschehen lassen. Wenn Teile der alten Seilschaften und Dietrich-Verbündete mit dem VfB Politik machen möchten, gehört das definitiv dazu. Unter dem Deckmantel eines „Neuanfangs“ wird nun wieder versucht, einen Fuß in die Türen der Mercedesstraße zu bekommen. Zu oft hat dieser Klüngel in der Vergangenheit bewiesen, dass es ihm mehr um eigene Interessen, das eigene Ego, um Pöstchen und weniger um einen erfolgreichen VfB mit klaren Werten geht. Hier gilt es aufmerksam zu bleiben, genau hinzuschauen, kritisch zu hinterfragen und hinter die Fassaden zu blicken!