Zum Inhalt springen

Die Lösung ist das Problem

Nachdem sich der erste große Schock über den endgültigen sportlichen Absturz in die Zweitklassigkeit gelegt hat, kann man bei den neuerlichen Entwicklungen rund um unseren VfB umgehend retraumatisiert werden.

Bernd Wahler schmeißt nach dem Spiel in Wolfsburg per Pressemitteilung hin. Ein neuer Präsident kann erst am 9. Oktober gewählt werden, bis dahin bleibt das Amt unbesetzt. Sein Lieblingsthema „Vereinsentwicklung“ wird nun offiziell mit nachgeordneter Priorität bearbeitet. Wir haben die gleichnamige Arbeitsgruppe bereits vor Wochen verlassen. Nicht weil das Thema nicht wichtig wäre, sondern weil der VfB seine selbstgesteckten Ziele wie Ehrlichkeit und Transparenz meilenweilt verfehlte. Seit der letzten Mitgliederversammlung wurden wir – mal mehr, mal weniger eloquent – auf die große Reise der Vereinsentwicklung mitgenommen und permanent wurde die existenzielle Wichtigkeit des Themas für die Zukunft des Vereins betont. Nun soll das Thema auf einmal nachgeordnete Priorität haben? Die ganze Vereinsentwicklung war also für die Katz, weil man befürchtet die Ausgliederung nicht durchzukriegen? Oder ist der einzig namentlich bekannte Investor abgesprungen?

Zwei Tage nach dem schwachen Abgang von Bernd Wahler wird Robin Dutt entlassen, der sicherlich seinen Anteil am Abstieg des VfB hat. Allerdings ist zu vernehmen, dass Robin Dutt erst im Januar ein langfristiges Konzept für den sportlichen Bereich vorgelegt hat, welches vom Aufsichtsrat abgesegnet wurde. Auch der Abstieg war darin wohl ein Szenario. Nach dem Heimspiel gegen Mainz wurde für dieses Konzept sogar noch Personal eingestellt. Mit der Entlassung von Robin Dutt dürfte man diesen Weg wieder verlassen haben. Ein Nachfolger ist nicht in Sicht.

Somit finden sich an der Spitze unseres Vereins noch die Vorstände für Marketing und Finanzen, sowie die Sponsorenvertreter von Daimler, Würth und Kärcher im Aufsichtsrat. Wer aus dieser Rumpftruppe die nötige Sportkompetenz für eine Einstellung von Jos Luhukay mitbringt, darf spekuliert werden. Passend dazu hört man das Gerücht, dass der Aufsichtsrat mangels Alternativen mal wieder Herrn Schickhardt als Headhunter losgeschickt hat. Es scheint also alles zu laufen wie immer, dabei müsste doch spätestens nach dem Abstieg jeder erkannt haben, dass die einseitige Besetzung des Aufsichtsrates zugunsten der regionalen Wirtschaft das Problem ist und nicht die Lösung. Diese Konstellation ist der Grund, warum sich die komplette Sportkompetenz auf den Vorstand Sport konzentriert. Eine nachhaltige Entwicklung oder das konsequente Befolgen einer Gesamtkonzeption Sport ist unter diesen Umständen nicht möglich.

Was also tun? Eine Möglichkeit wäre aus diesem Fehler zu lernen. Es muss Sportkompetenz in den Aufsichtsrat, um eine langfristige und konzeptionelle Entwicklung im Sport zu ermöglichen. Die Mitgliederversammlung im Oktober bietet mit den angekündigten Nachbesetzungen im Aufsichtsrat die Chance dazu. Die sportliche Leitung muss hingegen umgehend neu besetzt werden, und dabei kann und darf es nicht um Stallgeruch gehen. Wir brauchen in beiden Fällen nachgewiesene Exzellenz im sportlichen Bereich. Dazu reicht es nicht Teil einer VfB-Meistermannschaft gewesen zu sein. Wir müssen die viel zitierte Wohlfühloase VfB endlich ad acta legen. Der VfB ist abgestiegen und das leider zu recht. Selbstgefälligkeit und Selbstüberschätzung haben uns in diese Situation gebracht, genau hier muss jetzt angesetzt werden. Wir brauchen auf allen Ebenen den absoluten Willen zum Sieg, den Willen sich permanent zu verbessern, den Charakter niemals aufzugeben und die Stärke bei Rückschlägen noch besser zurückzukommen.

Jetzt müssen die Weichen für die 2. Liga gestellt werden, der Kader muss geplant und der Markt sondiert werden. Vertragsverhandlungen stehen an und eine Gesamtkonzeption Sport für beide abgestiegenen Mannschaften muss her. Das sind die Stellschrauben des Erfolgs und der VfB hat momentan nicht mal einen einzigen Schraubenzieher in seiner Werkzeugkiste!